Switch-Philosophien im Wettstreit

Auch in den nächsten Jahren werden Speichernetze weiter wachsen. Für Storage Area Networks (SAN) sind deshalb immer größere "Building Blocks" nötig. NetworkWorld untersucht, was die von Brocade, Inrange, McData und in Kürze auchCisco angebotenen Direktoren leisten.

Von: Christoph Lange

Speichernetzen gehört die Zukunft. Laut Gartner Dataquest dürfte insbesondere die Nachfrage nach Fibre-Channel-Switches (FC) der Direktoren-Klasse schon bald ansteigen, weil große Storage Area Networks (SAN) mit mehreren hundert Ports in den kommenden Jahren den höchsten Zuwachs haben werden. Diese Wachstumsaussichten ziehen immer mehr Hersteller in den Bann. Noch vor etwa einem Jahr boten lediglich zwei Hersteller Direktoren an: McData und Inrange. Bezogen auf die verkauften Ports führte im vergangenen Jahr McData nach Angaben von IDC klar mit über 90 Prozent. Inrange beziffert seinen Marktanteil bezogen auf den Umsatz dagegen auf rund 20 Prozent. Vor einigen Monaten ist Brocade hinzugekommen, und versucht, mit dem "Silkworm 12 000" im Direktoren-Markt Fuß zu fassen. Bei den kleineren Fabric-Switches ist Brocade Markführer und zeichnet für vier von fünf verkauften FC-Ports verantwortlich.

Cisco hat ebenfalls bereits seit geraumer Zeit ein Auge auf den Storage-Markt geworfen und in den vergangenen Monaten mit dem iSCSI-Router "SN 5420" und dem Gateway-Switch "SN 5428" eine erste Duftmarke gesetzt. Dass Cisco ernsthafte Pläne verfolgt, war seit dem Investment in das Startup-Unternehmen Andiamo Systems Anfang 2001 klar. Die große Frage blieb, ob Cisco mit kleineren Fabric-Switches einsteigen wird, oder gleich die Direktoren-Hersteller angreift. Vor zwei Wochen wurde der Schleier endlich gelüftet: Cisco stellte die multiprotokollfähige "MDS-9000"-Familie vor, zu der gleich drei Systeme der Direktoren-Klasse zählen. Als Einstiegsmodell bietet Cisco einen 16-Port-FC-Switch an, der sich über einen Erweiterungsslot auf 32 oder 48 Ports ausbauen lässt (siehe Titelgeschichte).

Auch McData wird in Kürze einen neuen Direktor auf den Markt bringen. Das derzeitige Flaggschiff, der 64-Port-Direktor "Intrepid 6064", bekommt im Herbst einen großen 140-Port-Bruder. Bei den Fabric-Switches hat McData ein 16- und 32-Port-Produkt im Portfolio, wird aber auch hier bald ein neues Gerät auf den Markt bringen.

In punkto Port-Anzahl führte bislang Inrange mit dem 256-Port-Direktor "FC/9000" das Feld an. Ein 512-Port-System findet sich bereits auf der Roadmap. Der Markt der kleineren Fabric-Switches ist für Inrange aufgrund des starken Preiskampfes kein Thema, der Fokus liegt klar auf den Top-500-Unternehmen. Benötigt ein Kunde Edge-Switches, kommen Geräte von Qlogic zum Einsatz.

Bei großen Unternehmen ist Ficon-Support ein wichtiges Thema, da viele Mainframe-Kunden derzeit von Escon auf Ficon migrieren. Sowohl Inrange als auch McData unterstützen den Mischbetrieb von Ficon- und FC-Ports sowie Ficon-Kaskadierung, eine für die Standortkopplung wichtige Funktion, sobald sie von IBM offiziell freigegeben wird. Brocade will ebenfalls in diesen Markt. Der Silkworm 12 000 ist laut Hersteller bereits vollständig Ficon-kompatibel. Der Ficon-Support wird durch ein künftiges Software-Upgrade verfügbar werden. Die Multiprotokoll-Architektur der MDS-Familie von Cisco erlaubt ebenfalls eine Unterstützung von Ficon. Cisco prüft derzeit, ob Ficon implementiert werden soll.

Neben einem hohen Datendurchsatz müssen Direktoren auch Ausfallsicherheit garantieren. Firmware-Updates und die Aktivierung der neuen Software sollten sich im laufenden Betrieb durchführen lassen. McData und Inrange können dies, die MDS-9500-Systeme sollen es nach Angaben von Cisco ebenfalls beherrschen.

Das Software-Update erfolgt bei Brocade durch ein Failover des aktiven Kontrollprozessors auf das Standby-Modul, auf dem zuvor die neue Software eingespielt und per Reboot aktiviert wurde. Bislang müssen sich bei einem Failover die angeschlossenen Systeme neu einloggen, was etwa 20 bis 30 Sekunden dauert. Die anderen Direktoren dagegen beherrschen einen unterbrechungsfreien "Stateful Failover". Mit dem für Ende dieses Jahres angekündigten Software-Upgrade wird auch der Silkworm 12 000 diese Funktion unterstützen.

Der Ausfall eines Links ist für die Systeme kein Problem, da automatisch ein Re-Routing erfolgt. Sollte die ganze Fabric ausfallen, müssen zusätzliche Funktionen wie eine in den Server- und Storage-Host-Bus-Adaptern implementierte Multipathing-Software das Failover steuern. Zur Standardaustattung der Direktoren zählen redundante Port-Karten, Controller-Module, Lüfter und Netzteile. Alle Komponenten lassen sich im laufenden Betrieb austauschen.