Studie: Lückenhafter Ausbildungsstand bei IT-Verantwortlichen

Drastisch gesunkene Investitionen in IT-Trainings und IT-Zertifizierungen alarmieren derzeit die IT-Industrie wie auch deren Kunden. Laut einer Studie entstanden allein im letzten Jahr durch fehlerhafte Implementierungen von IT-Projekten in Europa Schäden in Höhe von rund 100 Milliarden Euro.

Diese erschreckenden Zahlen haben die beiden renommierten Institute British Computer Society (BCS) und die Royal Academy of Electrical Engineering (RAEE) bei verschiedenen europäischen Untersuchungen ermittelt. Onsite Computer, nach eigenen Angaben eines der größten IT-Trainingsunternehmen in Deutschland, hat daher zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Interrogare die Frage untersucht, ob IT-Spezialisten, Systemingenieure und Administratoren in Bezug auf ihren Ausbildungs- und Zertifizierungsstand auf dem aktuellen Stand sind.

Die Untersuchung belegt, dass der Ausbildungsstand der IT-Spezialisten lückenhaft ist und es zu kritischen Problemen in der täglichen Arbeit kommt. So bestätigten über 64 Prozent aller befragten IT-Spezialisten, dass sie auf Grund von eigenen Defiziten im IT-Know-how zum Teil erhebliche Probleme in der Implementierung von IT-Projekten hatten.

Insgesamt glauben nur ca. 15 Prozent der Befragten, dass ihre Zertifizierung auf dem neuesten Stand ist. Dagegen sind über 22 Prozent der Überzeugung, dass ihre Zertifizierung erneuert werden muss oder dass sie eine Zertifizierung zu bestimmten Themengebieten benötigen. Mehr als die Hälfte sind allerdings der Ansicht, dass sie überhaupt keine Zertifizierung benötigen.

"Die Nachfrage nach IT-Zertifizierungen ist in den letzten drei Jahren spürbar rückläufig, obwohl die Anzahl und vor allem die Komplexität der IT-Implementierungsprojekte steigt", wundert sich Declan O'Mahony, Geschäftsführer des Trainingsspezialisten Onsite Computer. "Dabei geht es doch nicht darum, möglichst viele, sondern vielmehr genau die richtigen Zertifizierungen vorzuweisen."

Untersucht man die Bedeutung der unterschiedlichen Zertifizierungen, so fällt auf, dass gerade beim derzeit wichtigsten Zertifikat, dem Microsoft Certified Systems Engineer (MCSE), ein deutlicher Nachholbedarf besteht. Nur 17 Prozent der IT-Ingenieure geben an, dass ihre MCSE-Zertifizierung up to date ist, fast 14 Prozent der Befragten würden dagegen eine Erneuerung für den MCSE benötigen. Alarmierend: Über 21 Prozent besitzen dieses Zertifikat nicht, obwohl es ihre Tätigkeit erfordert. Ähnlich sieht es beim Microsoft Certified Systems Administrator (MCSA) aus. Auch hier ist die Anzahl derjenigen, die einen hohen Update- oder Schulungsbedarf signalisieren, doppelt so hoch wie die Anzahl der Besitzer eines aktuellen Zertifikats.

Weniger problematisch gesehen werden dagegen die Zertifizierungen Cisco Career Certification und Certified Novell Engineer. Bei beiden schwankt der Anteil derer, die diese Schulung entweder erneuern oder erstmals abschließen wollen, nur zwischen sechs und 15 Prozent. (ala)