Expertendiskussion

Studie: Kaum breite Debatte zu Netzneutralität

Debatten über Netzthemen sind der breiten Bevölkerung oft zu kompliziert - dabei dringt das Internet immer mehr in das Leben der Menschen vor.

Die Diskussion über zentrale Fragen der Internetregulierung findet vor allem in einem kleinen Kreis von Experten statt, obwohl sie Auswirkungen für viele Menschen hat. Das zeigt eine Studie der Schweizer Universität St. Gallen am Beispiel der Debatte über Netzneutralität. Die Netzneutralität legt fest, dass alle Daten im Netz gleich behandelt werden, dass keine Web-Anbieter beim Transport der Datenpakete bevorzugt oder benachteiligt werden.

Insgesamt sei das eine Expertendiskussion, sagte Studienautorin Miriam Meckel am Freitag in Berlin. Dabei seien Fragen darüber, wie das Internet gestaltet werden soll, relevant. "Ich glaube tatsächlich, das Netz geht uns alle an, weil immer größere Teile des Lebens im Netz stattfinden", sagte sie. Die Themen seien allerdings oft komplex und für viele Menschen schwerer zu fassen als etwa eine Diskussion über ein Bauprojekt.

Das zeige sich auch bei der Debatte über die massenhafte Auswertung des Internetverkehrs durch den US-Geheimdienst NSA. "Es ist schon erstaunlich wie wenig das, was da zu Tage tritt, die Menschen tangiert, dabei werden da Freiheitsrechte verhandelt", sagte Meckel. Für viele seien Entwicklungen im Netz immer noch virtuell.

In Deutschland fand die Diskussion über Netzneutralität im Sommer ein breites Echo, als es um die Pläne der Deutschen Telekom zur Drosselung von Festnetzanschlüssen ging. Das sei typisch für die Debatte, sagte Meckel. "Sie brauchen ein konkretes Anpack-Ende, um ein so komplexes Thema wie Netzneutralität tatsächlich zu fassen." Die Studie vergleicht die Netzneutralitäts-Diskussion in Deutschland, Frankreich, den USA und auf EU-Ebene im Jahr 2012. Sie wurde vom Telefonanbieter E-Plus unterstützt. (dpa/mje)