Studie: Deutschland nutzt sein IT-Potenzial nicht

Mehr Informations- und Kommunikationstechnologie in Deutschland könnte 75 Milliarden Euro mehr Wirtschaftsleistung bis 2008 bringen. Das hat eine Studie von Siemens, der Deutschen Telekom und Boston Consulting ergeben.

In Deutschland könnte durch konsequenten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in Staat und Wirtschaft bis 2008 eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von rund 75 Milliarden Euro erbracht werden. Zu diesem Schluss kommt die Studie "Wirtschaftliche und politische Chancen der Informationsgesellschaft", die von der Deutschen Telekom, Siemens und der Boston Consulting Group in Berlin vorgestellt wurde.

"Zentrale Punkte sind der im Rahmen der Studie entwickelte IKT-Masterplan und die Forderung nach einem Chief Information Officer (CIO)", erklärte Christina Dinné von Siemens. Deutschlands IKT-Sektor habe ein großes Potenzial, jedoch belegten die Studienergebnisse, dass die Bundesrepublik im weltweiten Vergleich weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibe. Internationale Beispiele würden dies verdeutlichen: In Südkorea konnte der IKT-Beitrag der Volkswirtschaft durch den massiven Ausbau der Breitband-Infrastruktur und das Angebot innovativer Breitbandanwendungen um 15 Prozent gesteigert werden. Österreich habe mit der Einführung der digitalen Signatur den Weg zum führenden e-Government-Anwender in Europa eingeschlagen.

Die Studie sieht vor allem bei der Umsetzung von e-Government und e-Health einen großen Nachholbedarf. Sowohl die IKT-Ausgaben der öffentlichen Hand mit 0,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt als auch das Angebot an Online-Verwaltungsdiensten sei deutlich geringer als in den Vergleichsländern. 27 Milliarden Euro jährlich könnten allein durch verstärkten IKT-Einsatz beim Ablauf- und Organisationsmanagement im öffentlichen Dienst gespart werden, betonen die Studienautoren.

Der Masterplan enthält acht Handlungsempfehlungen, mit denen bis 2008 die ambitionierten Wachstumsziele erreicht werden können. Neben dem verstärkten Einsatz von e-Government und e-Health fordert die Studie die Stärkung der Rechts- und Investitionssicherheit als Rahmen zur Schaffung der notwendigen Infrastruktur. Am Bildungssektor wären 5000 zusätzliche Hochschulabsolventen für die IKT-Branche sowie eine verstärkte Integration von IKT in die schulische Bildung nötig. Die Entwicklung innovativer Kommunikationskonzepte würde den Mittelstand zur verstärkten Nutzung von IKT bringen. Zur Förderung dieser Innovationen müssten Gründungszentren, aber auch Kooperationen mit F&E verstärkt forciert werden. Zur Umsetzung und Koordination dieser Anliegen schlägt die Studie dem Bund vor, einen CIO zu schaffen, der ressortübergreifend agieren kann und dem Kanzleramt unterstellt ist. (uka)

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