Strategie für EAI

Anwendungsintegration ist eine strategische Aufgabe, die nicht allein mit einem leistungsfähigen Werkzeug zu bewältigen ist. Wichtig ist es, im Vorfeld eines Projekts die richtigen Überlegungen anzustellen.

Von: Eerko Weeke

Die Auswahl eines EAI-Werkzeugs (Enterprise Application Integration) gehen viele Unternehmen in drei Phasen an: Projekteinrichtung, Business Process Reengineering (BRP) und Systemauswahl. Leider finden sie dabei nicht immer das optimale Werkzeug. Der Grund dafür ist, dass vielfach eine Frage außer Acht gelassen wird: Passt das Tool zu der Unternehmensentwicklung?

Das Problem beginnt schon in der ersten Projektphase, denn bereits das Ziel wird falsch definiert. Aufgrund der im Unternehmen vorhandenen Applikationen, die es zu integrieren gilt, wird nämlich eine Auswahl-Checkliste erstellt, die einfach das, was an denkbaren Funktionen da ist, summarisch auflistet. Anhand dieser Liste bewertet das Unternehmen dann, welches Tool in Bezug auf Adapter, Connectoren oder Importer die größte Leistungsfähigkeit bietet.

Doch dieser Ansatz greift zu kurz, denn er lässt außer Acht, welche Methodik sich hinter der Funktionalität verbirgt. Beispielsweise müsste man beachten, ob sich die Konfigurationsparameter eines Adapters etwa im Zusammenhang mit Umgebungsvariablen während der Produktionszeit ändern lassen. Dies ist wichtig, um neue Partner und Verbindungen einfach aufzunehmen. Eine zum Unternehmen passende Vorgehensweise ist einer der wichtigsten Faktoren, um mit einem EAI-Tool den gewünschten Erfolg zu erreichen.

Eine wichtige Rolle bei der Werkzeugauswahl spielt der Blick in die Zukunft. Ein Beispiel dafür ist eine geplante Anbindung an einen Marktplatz. Oftmals existiert ein Strategiepapier von der Unternehmensführung für den Zeitraum von zwei Jahren, in dem festgelegt ist, welche Vorgänge etwa über den Marktplatz abgewickelt werden sollen, an den sich die Firma über das EAI-Tool einbinden will. Diese Überlegungen reichen für die Zieldefinition nicht aus. Es gilt zu bedenken, dass die Marktplatzanbindung bereits innerhalb dieser zwei Jahre eine komplette Veränderung, etwa der Partnerbeziehungen, nach sich ziehen kann. Für eine richtige Zieldefinition muss deshalb auch die Frage genau untersucht werden, welche Art der Geschäftsvorfälle betroffen sind. Und weil es bei der Marktplatzanbindung noch keine Standards gibt, muss man bei der Anbindung den dort vorhandenen Geschäftsvorfällen sowie den potenziellen Partner und den damit verbundenen Vorgehensweisen Rechnung tragen.

Wer sich diese Fragen vor Beginn einer EAI-Tool-Auswahl nicht stellt, riskiert, dass für eine Verbindung mit den sich dann einstellenden Prozessen beziehungsweise Workflows ein ausgewählter Adapter mit seinen Methoden nicht ausreicht. Zum anderen kann es passieren, dass zwar ein EAI-Tool alle Verbindungsmöglichkeiten integriert hat, dies aber auf Kosten aufwändiger Methoden und Verfahren tut.

Eine weitere Ursache liegt oft in der Entscheidungsschwäche der verantwortlichen Manager. Ihnen ist zwar die strategische Bedeutung der EAI-Schicht bewusst, doch aus Angst vor einer Fehlentscheidung bewerten sie ein Werkzeug nur nach Vollständigkeit seines Leistungsumfangs. Hilfe bei einer klaren Definition von Zielrichtungen bieten beispielsweise externe Berater. (sf)

Zur Person

Eerko Weeke

ist Leiter Marketing/Vertrieb bei der CAS AG, einem Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen.