Kritik an Führungskräften

Straffe Regeln demotivieren Mitarbeiter

Führungskräfte haben keine Zeit mehr für Führungsaufgaben

"Befördert wird, wer die Planzahlen am besten erfüllt oder hervorragendes Selbstmarketing betreibt, und nicht, wer sich durch besonders gute Mitarbeiterführung auszeichnet", bemängeln die Berater. Hinzu komme, dass fast drei Viertel der Führungskräfte 50 bis 75 Prozent ihrer Arbeitszeit für Facharbeit aufwenden müssen. Entsprechend wenig Zeit bleibt, um den Führungsaufgaben nachzukommen.

Auf IT-Technologie basierende Werkzeuge sind - so der klare Tenor der Studie - nur eine begrenzte Hilfe bei der Optimierung der Missstände. So mussten 60 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr E-Learning-Tools zu Governance- und Compliance-Fragen ausfüllen. Die Intention dahinter ist logischerweise, die Mitarbeiter auf diese Weise für die Themen zu sensibilisieren. "Mit E-Learning-Tools gelingt das offensichtlich nicht, die Instrumente zeigen nur geringe Wirkung", dämpft ComTeam jedoch diese Erwartung.

Juristisch absichern wichtiger als Verhalten ändern

Die Erfahrung zeige, dass die Mitarbeiter häufig mit möglichst geringem Aufwand die notwendige Punktzahl erreichen wollen. Beispielsweise tauschen Kollegen untereinander die richtigen Antworten aus, was von den Vorgesetzten oft toleriert wird. Ziel sei häufig eher die juristische Absicherung anstatt die Herbeiführung einer Verhaltensänderung, so die Berater. 60 Prozent der Befragten bekennen auch freimütig, ihr Verhalten unabhängig von den Compliance-Tests beizubehalten.

Nachholbedarf: Der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien erscheint ausbaufähig.
Nachholbedarf: Der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien erscheint ausbaufähig.
Foto: ComTeam AG Gmund

"Die Chefs gehen dabei mit besonders schlechtem Beispiel voran", heißt es in der Studie. Als Führungskraft übernehme man Verantwortung für das Handeln der Mitarbeiter. "Die kann nicht an Tools delegiert werden", so ComTeam. "Statt mehr Tools ist wieder mehr Kontakt über mehrere Führungsebenen notwendig."

Dieses Problem berührt auch die "virtuelle" Führung. Von den Studienteilnehmern führen 37 Prozent über Distanz und Zeitzonen hinweg, ein Drittel wird auf diese Weise geführt. "Knapp zwei Drittel der Führungskräfte, die virtuell führen, empfinden sich in dieser Führungsrolle als nicht besonders effektiv", fasst ComTeam zusammen. Rund 80 Prozent der Manager mögen diese Art der Führung nach eigenen Angaben nicht besonders.