Transport Layer Security

SSL - beliebt, aber gefährlich

Heartbleed zeigt: SSL ist verletzlich

"Heartbleed", die schwerwiegendste Sicherheitslücke seit Langem, zeigt jedoch, dass auch das SSL/TLS-Protokoll nicht unantastbar ist. Angreifer finden trotz aller Vorkehrungen immer Wege und Möglichkeiten, unbemerkt Inhalte aus dem Arbeitsspeicher auszulesen und damit auf sensible Daten zuzugreifen. Auch im Apple-Betriebssystem iOS konnten Hacker eine Lücke in der SSL-verschlüsselten Kommunikation ausnutzen ("GoToFail"). So untergraben sie die gesamte Sicherheit eines Systems, wenn die Lücke nicht sofort durch ein Patch geschlossen wird. Nichtsdestotrotz ist SSL heutzutage die sicherste Methode für IP-Kommunikation. Heartbleed und GoToFail müssen jedoch als wichtige Hinweise darauf verstanden werden, dass SSL-verschlüsselter Datenverkehr keine hundertprozentige Immunität gegen Angriffe gewährt.

Kleiner Workshop: Wir erklären, wie und warum "Heartbleed" funktionieren konnte.
Kleiner Workshop: Wir erklären, wie und warum "Heartbleed" funktionieren konnte.
Foto: Blue Coat

Ein weiterer entscheidender Malus steckt gerade in der Stärke von SSL. Der Umstand nämlich, dass nur Absender und Empfänger die Inhalte lesen können, führt dazu, dass die derart abgesicherten Datenpakete auch die Sicherheitssperren, die das Unternehmensnetzwerk schützen sollen, unkontrolliert passieren können. Viele Sicherheitslösungen wie Firewalls und Intrusion-Detection/Prevention-Systeme können die verschlüsselten Daten nicht lesen und schleusen sie ungeprüft durch. Unter dem Deckmantel SSL können Kriminelle Schadsoftware in Unternehmenssysteme einschleusen, und vertrauliche Daten können unentdeckt versendet werden. Laut einer Schätzung Gartners werden bis 2017 mehr als die Hälfte aller Angriffe auf Unternehmen über einen solchen verschlüsselten Weg geführt werden. Zurzeit liegt diese Quote bei gerade einmal fünf Prozent.

Abhilfe schaffen

Festzustellen, ob sich in einer SSL-verschlüsselten Datei Schadsoftware verbirgt, kann das aktuelle Security-Policy-Enforcement vieler Unternehmen nicht leisten. Dazu bedarf es einer modernen "Advanced Threat Protection" (ATP). Eine solche SSL-Visibility-Lösung leitet dazu die entschlüsselten Daten zur Überprüfung an Sicherheitslösungen wie Malware-Prevention-Systeme beziehungsweise Next-Generation-Firewall-, Intrusion-Detection- oder Data-Loss-Prevention-Systeme weiter. Diese blockieren dann unerwünschten und schadhaften Datenverkehr. Sind die Inhalte hingegen in Ordnung, werden sie an die SSL-Appliance zurückgeleitet und dort erneut verschlüsselt und an den Empfänger übertragen.

Bleibt die Frage, wie es um die Vertraulichkeit und Integrität der betroffenen Daten bestellt ist, wenn sie zwar per SSL übertragen, auf dem Transportweg durch die ATP aber trotzdem ausgelesen werden können. Es wird gerade dann "kribbelig", wenn es um Gehälter, Pensionen oder gesundheitliche Themen geht.

Ein eindeutige Antwort gibt es nicht: Sicherheit ist nicht mehr nur ein technologisches Problem, das mit Technologie gelöst werden kann. Vielmehr sind es menschliche Überlegungen, die zu einer strategischen Antwort führen müssen. Bevor Unternehmen in Technologie oder Personal investieren, sollten sie ihre Rechts- und Personalabteilungen sowie ihre Mitarbeiter ins Boot holen, um zu verstehen, was auf dem Spiel steht und was man für die Sicherheit im Unternehmen tun kann. Nur dann kann eine Strategie für verschlüsselten Datenverkehr definiert werden. Danach sollten Unternehmen technologische Lösungen finden, die es ermöglichen, ihre eigene Sicherheitsstrategie zu nutzen und gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit beizubehalten. (sh/hal)