Zufallsprinzip führt Menschen zusammen

Soziales Netzwerk macht Fremde zu Freunden

Die US-Online-Plattform Omegle.com will vollkommen fremde Personen zusammen bringen. Während herkömmliche soziale Netzwerke und Web-2.0-Angebote ihre Nutzer mit Freunden und Kollegen online verbinden, setzt das Unternehmen darauf, Anwender per Zufallsprinzip miteinander zu vernetzen.

Die Seite wirbt damit, "mit Fremden zu reden" und neue Freunde zu finden. Social Networks funktionieren meist dadurch, dass Leute auf Basis gemeinsamer Interessen zueinander finden. Omegle hingegen bringt seine Nutzer anonym mit völlig Unbekannten in Echtzeit-Chats zusammen, berichtet die New York Times.

Die Plattform, die im vergangenen Monat startete, wurde von dem 18-jährigen Studenten Leif K-Brooks entwickelt. K-Brooks begründet seine Idee damit, dass die Web-Aktivitäten der meisten Leute mittlerweile "stagnieren" würden. "Du kannst nichts von jemandem lernen, der exakt so ist wie du selbst", erklärt der Student aus Vermont. Sein Ziel sei es gewesen, eine neue Art der Verknüpfung zu kreieren - anonyme Interaktion mit einem Fremden. Das sei eine Ergänzung zu bestehenden sozialen Netzwerken und helfe den Leuten, ihren Horizont zu erweitern, so K-Brooks.

Rund einen Monat nach dem Start der Seite verzeichnet Omegle laut eigenen Angaben rund 150.000 Page Views pro Tag. Das Wachstum verlaufe aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda sehr schnell, so K-Brooks. Inwiefern die Seite tatsächlich der Horizonterweiterung dient, bleibt dahin gestellt. Der 18-jährige Plattformgründer betont jedenfalls, dass keine Unterhaltungen aufgezeichnet und keine Daten zum Nutzerverhalten erhoben werden. "So lange die Leute Spaß haben, bin ich glücklich", so K-Brooks. Auch seine Ansprüche für die weitere Entwicklung von Omegle setzt er moderat an. Es gebe zwar ein paar Einnahmen über den Verkauf von Werbung, so der Student. Er sei sich jedoch auch darüber im Klaren, dass die Möglichkeiten eines anonymen Chats in dieser Hinsicht begrenzt sind.

Für Branchenkenner ist es wenig überraschend, dass sich eine Plattform wie Omegle zu den zahlreichen Social-Network-Diensten gesellt. Gerade Seiten wie Facebook legen kontinuierlich mehr Wert auf Verantwortlichkeit, Etikette und Datenschutz und bremsen so auch ein wenig den Spaßfaktor beim Surfen ein. Allerdings könnte die unkontrollierte und zufallsbasierte Ausrichtung Omegle schnell zum Verhängnis werden, meint etwa der Wired-Redakteur Jason Tanz. "Die erste Person, die mit auf der Seite begegnet ist, sagte: Lass uns Cybersex haben. Die zweite Person war ein 14-jähriger Teenager aus London", so Tanz. Es ist nicht schwer zu erkennen, wo hier Probleme entstehen könnten. (pte/hal)