Forscher identifizieren User anhand angeblich anonymer Informationen

Soziale Netze: Nutzer geben zu viele private Details preis

Dienste wie Twitter oder Flickr sind Sammelbecken für private Informationen. Sie stellen oftmals eine Fundgrube für Werbetreibende dar, ein konsequenter Datenschutz ist kaum möglich.

Soziale Netzwerke wie der Mikroblogging-Dienst Twitter oder das Fotoportal Flickr haben offenbar ein enormes ungewolltes Informationsleck. Forschern der University of Texas zufolge sind User der Social Communitys anhand übereinstimmender Informationen auf unterschiedlichen Plattformen zu identifizieren. Wie das Branchenportal Technology Review berichtet, werden die Nutzerdaten vonseiten der Betreiber zwar standardgemäß "anonymisiert", bevor sie etwa an Marktforscher und Werbetreibende verkauft werden. Kombiniert man diese Daten mit jenen Informationen, die bei anderen Online-Quellen zur Verfügung stehen, offenbaren sich dennoch sensible Hinweise auf die Identitäten der User. Ein Drittel jener angeblich anonymer Nutzer, die neben Twitter gleichzeitig über einen Flickr-Account verfügen, konnte so identifiziert werden.

"Wer im Internet wirklich anonym bleiben möchte, beteiligt sich am besten nicht an Social Networks. Allerdings schließt man sich damit natürlich selbst aus", meint Marit Hansen, stellvertretende Leitern des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD). Während dies für die meisten User der Communitys wohl keine denkbare Lösung darstellt, empfiehlt die Expertin zumindest die Verwendung von Pseudonymen im Internet. "Allerdings entsteht die Verknüpfungsproblematik, sobald das gleiche Pseudonym in verschiedenen Netzwerken verwendet wird", erklärt Hansen. Die Trennung öffentlicher von privaten Daten sei im realen Leben einfacher als in der virtuellen Welt. "Die Standardeinstellungen von Social Networks sind dermaßen datenfeindlich, dass echte Anonymität kaum mehr möglich ist", betont Hansen.

Ungewollt bzw. durch Unachtsamkeit hinterlassen User beinahe bei jedem Schritt im Web ihre Spuren. So genüge es beispielsweise, Bilder in sozialen Netzwerken mit Bestimmungsmerkmalen (Tags) zu versehen, um Nutzer identifizieren zu können. In vielen Fällen sind hochgeladene Fotos nicht nur den geschlossenen Communitys zugänglich, sondern öffentlich verfügbar. Dabei hat der Großteil der Social Networks mit der gegenseitigen Verknüpfung von "Freunden" eine grundlegende Funktion gemeinsam. Die daraus ersichtlichen Daten sind den Forschern zufolge jedoch nicht nur für Werbetreibende und Marktforscher wertvoll. Zudem machen viele Netzwerke diese Verbindungen öffentlich zugänglich, worüber auch "anonyme" Nutzer identifiziert werden können. "Die größte Datenschutzgefahr im Web geht nach wie vor von den bereitwillig zur Verfügung gestellten Informationen der User selbst aus", schließt Hansen. (pte/mja)