Wie SDN die Netze revolutioniert

Software Defined Networking zwischen Hype und Realität

Marktforscher sehen in Software Defined Networking (SDN) eine Technik, die Unternehmensnetze und Carrier-Infrastrukturen revolutionieren könnte. Entsprechend groß ist der Hype, den Anbieter von Netzkomponenten um diese Technik entfacht haben. Doch es gibt unterschiedliche Herangehensweisen und Produktstrategien in Bezug auf SDN.

Die Aufmerksamkeit, die das Thema Software Defined Networking (SDN) auf sich zieht, ist ungebrochen. Speziell in den ersten vier Monaten des Jahres 2013 überschlugen sich die Hersteller von IT-Komponenten geradezu mit Ankündigungen von SDN-Strategien und entsprechenden Produkten. Neben etablierten Netzwerkfirmen wie Alcatel-Lucent, Arista, Cisco Systems, Dell, Juniper Networks, IBM und VMware kündigten auch Halbleiterfirmen wie Intel SDN-Produkte und "Blaupausen" für entsprechende Produkte an. Hinzu kommen kleine, hochspezialisierte Anbieter von SDN-Komponenten. Dazu zählt Pica8. Das Unternehmen hat eine "hardwarelose" SDN-Referenzarchitektur vorgestellt.

Entwicklungstrends im Rechenzentrum: Laut IDC zählt SDN neben 100-Gigabit-Ethernet zu den Technologien, die das Data Center in den kommenden Jahren maßgeblich prägen werden.
Entwicklungstrends im Rechenzentrum: Laut IDC zählt SDN neben 100-Gigabit-Ethernet zu den Technologien, die das Data Center in den kommenden Jahren maßgeblich prägen werden.
Foto: IDC

Auch Firmen aus Asien, etwa NEC (Japan) und der chinesische IT-Konzern Huawei,sind auf den SDN-Zug aufgesprungen. TecChannel hat bereits in einem Beitrag die SDN-Produktstrategien führender IT-Firmen beleuchtet. Derzeit sind laut SDNCentral etwa 50 SDN-Produkte auf dem Markt verfügbar. Bis Ende 2013 dürften nochmals an die 25 Switches, Controller, SDN-fähige Router und weitere Komponenten hinzukommen.

Die Marktforschungs- und Beratungsgesellschaft Gartner rechnet in ihrem aktuellen "Magic Quadrant" für Data Center und Netzwerke HP, Brocade, Juniper Networks, Alcatel-Lucent und Arista zu den Vorreitern bei SDN. Cisco Systems befindet sich laut Gartner in einer Lauerposition. Firmen wie Dell, IBM, Avaya, Enterasys oder Huawei zählt das Beratungshaus eher zu den Nischenanbietern.

Laut einer Studie von Plexxi, Lightspeed Venture und SDNCentral werden 2018 vorzugsweise Service-Provider und Betreiber von Cloud-Computing-Rechenzentren SDN-Produkte kaufen.
Laut einer Studie von Plexxi, Lightspeed Venture und SDNCentral werden 2018 vorzugsweise Service-Provider und Betreiber von Cloud-Computing-Rechenzentren SDN-Produkte kaufen.
Foto: Plexxi/Lightspeed Venture/SDNCentral

Über die Entwicklung des SDN-Marktes gehen die Meinungen unter den Marktexperten auseinander. Einig sind sie in einem Punkt: Der Umsatz mit SDN-Produkten wird in den kommenden Jahren drastisch steigen. IDC geht davon aus, dass SDN im Jahr 2016 ein weltweites Marktvolumen von 3,6 Milliarden Dollar aufweisen wird. Fast das Zehnfache, sprich 35 Milliarden Dollar für 2018, prognostiziert eine Studie, die Plexxi, Lightspeed Ventures und SDNCentral erstellt haben. Allerdings sind in dieser Summe alle Produkte (Hardware, Software, Services) enthalten, die einen Bezug zum Software Defined Networking aufweisen.

SDN trennt die Control- und Forwarding-Ebene, die in einem Switch eine Einheit sind. Die Steuerung (Control) übernimmt ein externer Controller.
SDN trennt die Control- und Forwarding-Ebene, die in einem Switch eine Einheit sind. Die Steuerung (Control) übernimmt ein externer Controller.
Foto: ONF/Stanford University

Welche Bedeutung SDN mittlerweile hat, zeigt sich auch auf einem anderen Gebiet. Bislang galt die Non-Profit-Organisation Open Networking Foundation (ONF) als maßgebliche Instanz im Bereich SDN. Der ONF gehören unter anderem die Deutsche Telekom, Facebook, Google, Microsoft und Yahoo an, aber auch Hersteller von Netzwerkhard- und -software wie Alcatel-Lucent, Arista, Brocade, Cisco, Dell, Extreme Networks, Huawei, IBM, Juniper und andere. Die ONF ist für die Weiterentwicklung des SDN-Protokolls OpenFlow zuständig. Insgesamt hat die ONF (Ende April 2013) mehr als 80 Mitglieder.