Mini-Ich in 3D
So entsteht ein Shapie
Mit 3D-Technik lassen sich kleine Statuen von uns selbst, den Liebsten oder Haustieren fertigen. Das sogenannte Shapie ist erstaunlich lebensecht: Der Klon stimmt in den Proportionen, zeigt typische Haltung und Mimik. Und das in Farbtönen, die genau die Kleidung oder das Fells vom Bello treffen. Zu Hause können Sie das Shapie allerdings nicht erstellen. Sie müssen zum spezialisierten Dienstleister. Inzwischen sind diese keine Geheimtipps mehr, sondern flächendeckend in Deutschland zu finden. Die Tabelle am Artikelende zeigt Ihnen den Dienstleister in Ihrer Nähe.
Manche Figurenmacher sind sogar mobil unterwegs und lassen sich etwa für Veranstaltungen buchen. Sie alle nutzen eine Kombination aus dreidimensionalem Scan und Druck, um die 3D-Figur zu produzieren. Die Größen der Mini-Ichs reichen von zehn bis 35 Zentimeter. Preislich geht es von 150 bis 1000 Euro.
Start für die 3D-Figur: Der 3D-Scan
Für welchen Dienstleister Sie sich auch entscheiden, der Prozess beginnt immer mit dem 3D-Ganzkörperscan.
Dabei kommen zwei Verfahren zum Einsatz: Photogrammetrie oder ein 3D-Handscanner. Bei der Photogrammetrie stehen Sie in einem Aufbau aus Lampen und Kameras auf einem vorgegebenen Punkt. Die Konstruktion ist entweder geschlossen und damit eine Art Kabine, oder offen, so dass Sie den Fotografen und den Raum im Blick behalten. Die Kameratypen unterscheiden sich: Manche Dienstleister verwenden Spiegelreflexkameras, manche vertrauen auf Fixed-Fokus-Kameras - ähnlich wie sie auch in Smartphones oder Tablets zum Einsatz kommen.
In jedem Fall sind die Kameras miteinander vernetzt. Oft hängt hinter jedem Apparat ein Raspberry Pi Minirechner. Auch die Anzahl der Kameras ist je nach Dienstleister unterschiedlich. Egal, ob 96 oder 150 Kameras, sie werden zeitgleich ausgelöst. In festen Kabinen läuft ein Countdown, bei offenen Aufbauten steuert der Dienstleister den Auslöser.
Bei der Photogrammetrie dauert der reine 3D-Scan nur einen Augenblick. Am Rechner sehen Sie sofort das Ergebnis in Einzelbildern. Gefällt Ihnen die Pose nicht, lässt sich ein neuer 3D-Scan erstellen. Der Fotosatz selbst hat eine erstaunlich geringe Datenmenge: Schon 280 bis 300 MB reichen für die weitere Bearbeitung auf dem Weg zur 3D-Figur.
Beim Handscanner ist mehr Geduld gefragt. Denn einerseits hält der Mitarbeiter des Dienstleisters das Geschehen in der Hand, weil er sich mit dem Scanner langsam um die zu scannende Person bewegt. Andererseits muss das Objekt mehrere Minuten bewegungslos bleiben, sonst gelingt der Scan nicht. Treten Störungen auf, bricht der Vorgang ab und muss von neuem beginnen. Handscanner wie etwa der Artec Eva benötigen keine Marker oder Justierungen und arbeiten ohne Laser. Daher geht keine Strahlengefahr von ihnen aus.
- Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Am Ende entsteht eine kleine Kopie der gescannten Person. Enorm realistisch sind Kleidung, Proportionen und Haltung des Shapies. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Auch Spezialversiegelungen wie hier mit Nickel sind bei manchen Dienstleistern möglich. Sie kosten Aufpreis. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Beliebtes Motiv für Mini-Kopien in 3D: das eigene Haustier. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Die Shapies gibt es in unterschiedlichen Größen, die sich von Dienstleister zu Dienstleister unterscheiden. Meist geht die Auswahl von 10 bis 33 Zentimeter. Mit Preisen ab 150 Euro müssen Sie rechnen. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Beliebter Handscanner: Der Artec Eva findet sich bei vielen Dienstleistern. Das Gerät muss zum Scan um das Objekt herumgeführt werden. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Für Ganzkörperscans gibt es zwei Arten von Kabinen: die geschlossene Variante wie hier der Dooblicator... - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
...Oder die offene Kabine, bei der Sie den Fotografen sehen können. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Vielfach im Einsatz: Fixed-Fokus-Kameras wie wir sie vom Smartphone her kennen. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Punktewolke: Die Einzelbilder vom Scanner laufen in einem 3D-Modelling-Programm wie Agisoft Photoscan ein, das daraus ein erstes, grobes 3D-Modell erzeugt. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Manuelle Korrektur am Rechner: Bei allen 3D-Modellen müssen derzeit Fehler wie Löcher oder Beulen per Hand mit Modellierungssoftware wie Z-Brush ausgemerzt werden. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Je nach Motiv wie hier einem Blumenstrauß fällt viel Arbeit für den Dienstleister an, bis das 3D-Modell am Rechner erstellt ist. Deshalb kosten viele zusätzliche Gegenstände extra, die eine Person in der Hand hält. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Am Ende der Softwarebearbeitung am Rechner entsteht ein 3D-Modell, das dem gedruckten schon sehr ähnlich sieht. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Derzeit lassen sich die Mini-Gipsfiguren nur mit einem 3D-Drucker fertigen. Der 3D Systems Project 660Pro härtet das gipsartige Pulver schichtweise aus und trägt gleichzeitig die Farben auf. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Im Bauraum des 3D-Druckers werden die Figuren liegend gedruckt. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Das fertig gedruckte Shapie wird freigeblasen. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Handarbeit ist nötig, um die gedruckte Figur per Druckluft von Pulverresten zu befreien. - Lebensechte Figur aus dem 3D-Drucker
Infiltrieren nennt der Fachmann das Bad in einer Speziallösung, die Sekundenkleber ähnelt. Erst dadurch kommen die Farben des Shapies zur Geltung.
Das richtige Outfit für das perfekte Shapie
Neben der Geduld und Reglosigkeit des Objekts hängt der Erfolg der Aufnahmen vom richtigen Outfit ab. Materialien wie Leder, Seide oder Chiffon glänzen stark und können aufgrund der Reflexionen die Aufnahme verschlechtern. Vermeiden Sie auch zu dunkle Kleidung, da hier zu viele Details verloren gehen. Materialien mit Struktur wie etwa Jeans und Strick sind dagegen gut digitalisierbar. Gegen Muster in Pullis und Hemden ist auch nichts einzuwenden.
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Brillen müssen zum Einscannen abgenommen werden. Ihre Fassungen glänzen zu stark und die Gläser erkennt der Scanner nicht. Die Nasengestelle werden entweder aus Vorlagen generiert oder separat eingescannt, wenn es unbedingt das eigene Modell sein muss. Der Mehraufwand kostet im Schnitt ab 40 Euro extra. Allerdings ist die individuelle Brillenfassung sowieso nur bei größeren Figuren tatsächlich zu erkennen. Und randlose Brillen lassen sich gar nicht reproduzieren, da sie nahezu nur aus Glas bestehen.
Überlegen Sie daher, ob sich die Mehrkosten auch wirklich lohnen. Zusätzlichen Geldaufwand verursachen auch Gegenstände wie große Handtaschen, Rucksäcke, Helme, Gitarren oder Fußbälle. Als Richtlinie gilt: Alles, was sich direkt am Körper tragen oder in der Hand halten lässt wie etwa Gürtel oder Smartphones, ist im Preis inbegriffen. Große Accessoires können den Preis für die Figur bis zu 100 Euro erhöhen.
Die Nachbearbeitung
Sind die Aufnahmen im Kasten, beginnt die Nachbearbeitung. Sie ist aufwändig und ein Grund, warum die Figuren recht kostspielig sind. Immerhin bezahlen Sie für ein kleines Ich in 15 Zentimeter Größe rund 200 Euro.
Um eine 3D-Figur drucken zu können, benötigen Sie ein geometrisches Modell. Und dafür ist Handarbeit nötig. Die Einzelbilder fließen in eine Software ein, die daraus ein erstes 3D-Modell erstellt wie etwa Agisoft Photoscan. Das Programm erkennt automatisch verschiedene Punkte auf den Einzelbildern und vermisst die Abstände zueinander.
Das Ergebnis ist eine Punktewolke. Reflexionen, Kontrastschwächen und Unschärfen im Ausgangsmaterial liefern falsche Informationen an das Programm und verschlechtern dadurch das 3D-Modell.
Grundsätzlich hat Photoscan auch bei optimalen Ausgangsbildern Schwächen. Deshalb muss das erste 3D-Modell mit einem Modellierungstool wie etwa ZBrush weiter bearbeitet werden. Das Programm korrigiert Beulen und Löcher. Außerdem lässt sich damit die Oberfläche glätten - ein wichtiger Schritt, damit der 3D-Druck später hochwertig ausfällt. Im optimalen Fall dauert die Nachbearbeitung rund zwei Stunden. Bei kniffligen Kundenwünschen wie etwa einem Blumenstrauß in der Hand kann der Dienstleister bis zu einem Tag beschäftigt sein. Die Mühe lohnt sich jedoch, denn je feiner die Vorlage, desto genauer gelingt der spätere Druck. In der Regel entscheiden Sie, wie lange die Daten des 3D-Modells beim Dienstleister aufbewahrt werden. Zum Teil lassen sie sich auch erwerben. Hier entscheidet die Nutzung über den Preis: Sollen die Daten nur privat zum Einsatz kommen, ist das wesentlich günstiger als die kommerzielle Verwendung.