Siemens pusht EDGE-Technologie

Die Probleme mit UMTS machen die fast vergessene EDGE-Technologie (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) wieder interessant. Siemens Mobile hat auf den "EDGE Days" in München seine Strategie für diese Mobilfunk-Technik vorgestellt und zudem live vor Journalisten ein GPRS-Netz auf EDGE umgerüstet.

EDGE funktioniert ähnlich wie GPRS, benutzt aber ein spezielles Modulationsverfahren (8er-Phasenumtastung), das die Bandbreite im Vergleich zu GPRS bis zum Faktor drei effizienter ausnutzt. Dadurch ist auf jedem GSM-Funkkanal ein paketvermittelter Datenverkehr von bis zu 60 Kbit/s möglich. Bei der Bündelung aller acht GSM-Kanäle ist mit EDGE theoretisch eine Transferrate von bis zu 480 Kbit/s zu erreichen.

Siemens Mobile sieht EDGE allerdings nicht als Alternative für UMTS, sondern als sinnvolle Ergänzung. "Die EDGE-Technik ist vor allem sinnvoll für Betreiber, die keine UMTS-Lizenzen besitzen. Auch Bewohner von ländlichen Gebieten würden mit EDGE in den Genuss höherer Datenraten kommen, da UMTS wohl zunächst nur Ballungsgebiete abdeckt", sagte Martin Kinne, Executive Senior Vice President Europe von Siemens Mobile Networks.

Durch den Einsatz von EDGE, das immerhin die dreifache Datenrate von GPRS erreicht, sind laut Siemens Mobile Anwendungen wie MMS, Video- und Audio-Streaming in guter Qualität zu nutzen. Kinne betonte besonders den Kostenvorteil der Technologie, da EDGE in das bestehende GSM-Netz integriert werden könne. Das heißt: Die Mobilfunkzellen brauchen nicht verändert zu werden, die Netzstruktur bleibt erhalten.

Ein Siemens-Techniker zeigte live, wie schnell man eine GSM/GPRS-Basisstation auf EDGE umrüsten kann. Er ersetzte zunächst hardwareseitig ein GSM/GPRS-Modul der Station durch ein EDGE-Modul; das Mobilfunknetz bleibt währenddessen weiterhin funktionsfähig. Anschließend erfolgt die Konfiguration der Basisstation über eine spezielle Software. Der Siemens-Techniker stellte hierzu drei Parameter von GPRS auf EDGE um. Die höhere Datenrate konnte tecCHANNEL dann mit Anwendungen wie Video-Streaming oder Location based Services nachprüfen.

Siemens Mobile rüstet bislang acht internationale Betreiber mit seiner EDGE-Technologie aus, unter anderem die US-Telefongesellschaft Cingular Wireless oder Telecom Italia Mobile (TIM). Für TIM-Vice President Franco Pattini ist EDGE eine Ergänzung von UMTS vor allem in ländlichen Gebieten. Er bezeichnete EDGE in seiner Rede als "Turbo-GPRS" und sieht die Technologie als Brücke zwischen GPRS und UMTS.

TIM führt zur Zeit einen Testversuch in Mailand durch, Mitte 2004 soll EDGE dann kommerziell in allen größeren italienischen Städten starten. Siemens Mobile will zu diesem Zeitpunkt auch die ersten EDGE-Handys auf den Markt bringen. Sie werden zunächst nur auf Datenraten bis zu 120 Kbit/s ausgelegt sein, hieß es. Bei den deutschen Mobilfunkbetreibern stößt EDGE derzeit auf kein großes Interesse. Wenn man bedenkt, dass Mitte 2004 endlich UMTS an den Start gehen soll, verwundert dies nicht. Ein Engagement bei EDGE könnte leicht den Eindruck erwecken, die Betreiber wären nicht von UMTS überzeugt. (Jürgen Mauerer)

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