Showdown zwischen Oracle und Peoplesoft

Im seit nunmehr 16 Monate andauernden Übernahmekampf zwischen Oracle und Peoplesoft zeichnet sich eine baldige Entscheidung ab.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat Oracle-Director Joseph Grundfest im Rahmen des derzeit laufenden Gerichtsverfahrens im US-amerikanischen Wilmington erklärt, sein Unternehmen denke auch über den aktuell gebotenen Preis nach. Derzeit bietet Oracle 21 US-Dollar je Peoplesoft-Aktie. Damit hätte der Deal ein Gesamtvolumen von rund 7,7 Milliarden US-Dollar. Allerdings wollte Grundfest nicht verraten, ob Oracle ein höheres Angebot machen oder den Preis noch einmal reduzieren werde. Analysten gehen davon aus, dass der Datenbankspezialist seine Offerte für Peoplesoft noch einmal aufstocken muss, um zum Zuge zu kommen.

Nachdem Oracle zu Beginn der Übernahmeschlacht im Juni vergangenen Jahres 16 US-Dollar geboten hatte, stieg der Preis zunächst auf 19,50, im Februar 2004 bis auf 26 US-Dollar. Dies sei das letzte Angebot, versicherte Oracles Finanzchef Jeff Henley damals. Im Mai reduzierten die Oracle-Verantwortlichen das Angebot auf 21 US-Dollar je Papier, nachdem sich Peoplesofts Geschäftsergebnisse deutlich verschlechtert hatten und der Aktienkurs daraufhin abgesackt war.

Es gebe keine Pläne, das Angebot aufzustocken, erklärte dagegen kürzlich Oracle-Präsident Charles Philips. Vielmehr müsse man darüber nachdenken, inwieweit Peoplesofts "Giftpillen" den Kaufpreis beeinflussten, hieß es in Firmenkreisen. Das Peoplesoft-Management hatte seinen Kunden die Zurückerstattung des Kaufpreises zugesichert, sollten die Produkte nach einer Übernahme nicht weiter betreut und entwickelt werden. Den eigenen Angestellten versprach der Software-Anbieter höhere Abfindungen, sollte es nach einer Akquisition zu Entlassungen kommen (tecCHANNEL berichtete). Experten zufolge könnten diese Maßnahmen Oracle rund 2,2 Milliarden US-Dollar kosten. Daher versuchen die Verantwortlichen zurzeit, Peoplesoft per Gerichtsbeschluss zu zwingen, diese Giftpillen zurücknehmen.

Darüber hinaus hat Oracle die Frist zur Annahme seiner Offerte um weitere zwei Wochen verlängert. Ursprünglich war das Angebot bis zum 8. Oktober terminiert. Nun bekommen die Peoplesoft-Aktionäre Zeit bis zum 22. Oktober dieses Jahres. Bis zum 9. November will die Europäische Kommission eine Entscheidung fällen, ob der Deal genehmigt wird oder nicht. Während die europäischen Kartellbehörden das Geschäft noch vor wenigen Monaten kritisch beurteilten, rechnen Beobachter nun damit, dass sich die Kommission der Entscheidung eines US-amerikanischen Gerichts anschließt. Der Bezirksrichter Vaughn Walker hatte eine Klage des US-amerikanischen Justizministeriums zurückgewiesen, das die Übernahme wegen kartellrechtlicher Bedenken blockieren wollte. Das Ministerium verzichtete auf eine Revision. (Martin Bayer/doe)

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