Server vermitteln zwischen Welten

Java in Deutschland

Auch deutsche Unternehmen mischen mit. Siemens entwickelte beispielsweise auf Basis ihres TP-Monitors (TP = Transaction Processing) "Open UTM" einen NT-basierten EJB-Anwendungsserver. Die Kölner Prosyst Software GmbH wiederum zeigte auf der diesjährigen Systems unter anderem ihren "Enterprise Beans Server 3.0", der die "Java2"-Enterprise-Edition, also Enterprise-Java-Beans 1.1, Java-Server-Pages 1.1, Java-Message-Service 1.0 und Java-Mail 1.1, vollständig unterstützt. Der als "100 percent pure Java" zertifizierte Server kann von Linux bis zu OS/390 eingesetzt werden und bietet RMI-Kommunikation über IIOP zur Optimierung der Interoperabilität sowie den Einsatz des IIOP-Protokolls über Secure Socket Layer (SSL) zur Kommunikationssicherheit im Corba-Umfeld. Weitere neue Merkmale des Produkt-Releases sind unter anderem die Unterstützung von XA-Ressourcen bei verteilten Transaktionen sowie die Möglichkeit, über C/C++-Stubs und Skeletons die entsprechenden Clients zu integrieren.

An dem Produkt der Kölner zeigt sich denn auch beispielhaft, wie auf Java-Grundlage eine neue Message-orientierte Middleware (MOM) entsteht. Auf Basis vorhandener Beans lassen sich hier nun neue Anwendungen kombinieren, ohne daß die Kenntnis über die interne Verankerung notwendig ist. Der Austausch von Nachrichten zwischen verschiedenen Anwendungen auf unterschiedlichen Plattformen, die systemtechnisch nicht aufeinander abgestimmt werden müssen, funktioniert ebenfalls.

"Die Technik der Application-Server liefert ein Set wesentlicher Services zur Entwicklung und zum Betrieb verteilter Anwendungen", bringt Ovum-Analyst Gary Barnett nochmals den Ansatz der neuen Middleware auf den Punkt. Die Anwender führen laut Barnett Application-Server in drei unterschiedlichen Phasen ein. Zunächst versehen sie existierende Anwendungen ohne große Mühe mit Web-freundlichen Benutzer-Schnittstellen. Ovum nennt das "webification". Mittelfristig wird dann ergänzende Geschäftslogik, die auf Internet-Techniken beruht, mit Hilfe der Anwendungsserver eingebunden. Zu guter Letzt steht dann die Konstruktion von "Integrations-Hubs" an. Beinahe beliebig lassen sich hier alte und neue Anwendungen beziehungsweise deren Komponenten miteinander verknüpfen.

In diesem Zusammenhang erwartet der Analyst auch, daß typische Unternehmens-Middleware und EAI-Software (EAI = Enterprise Application Integration) mit Anwendungsservern verschmelzen. Es ist aber noch nicht auszumachen, ob die Server als eigenständige Kategorie bestehen bleiben.

Denn bekanntlich bündeln Hersteller wie Apple, IBM oder Microsoft zunehmend typische Middleware-Funktionalitäten in ihre Betriebssystemumgebungen. Vergleichbare Tendenzen kann man bei Datenbankanbietern wie Oracle beobachten. Zusätzlich sorgen die angesprochenen Aufkäufe nach Analystenmeinung für einen andauernden Shake-out bis ins Jahr 2002 hinein. (sf)