Wechsel an der Spitze

SAP: Störenfried Apotheker muss gehen

Experton: SAP-Strategie unklar

Bei allen Verdiensten von Hasso Plattner, er habe wohl nach Shai Agassi zum zweiten Mal eine wichtige Personalentscheidung falsch gefällt, kommentieren die Marktanalysten der Experton Group. Die Doppelspitze Hagemann Snabe und McDermott sei für ein Unternehmen dieser Grössenordnung nur eine Notlösung. Die SAP-Strategie sei aktuell weder für die Mitarbeiter noch für die Kunden zweifelsfrei zu erkennen. "Kunden müssen jetzt sehr sensibel auf die Signale der SAP achten und daraus Konsequenzen bezüglich der strategischen Bindung an SAP ziehen", meint Andreas Zilch, Vorstand und Chefanalyst bei Experton.

Zu einer anderen Einschätzung kommt Rüdiger Spies, Vice President Enterprise Applications bei IDC. "Leo Apotheker war ein reinigendes Gewitter, SAP hat unter seiner Führung abgespeckt", sagte Spies im Gespräch mit Computerworld. Apotheker habe aber auch - im Techno-Jargon gesprochen - eine schwierige Benutzeroberfläche gehabt.

Zwischen ihm, den akademischen Tekkies aus Walldorf und den Kunden sei es immer wieder zu Reibereien gekommen. Apotheker kürzte etwa das F&E-Budget, ohne die Technologie wirklich zu verstehen. Das merken die eigene Leute, aber auch die Kunden. In einer Diskussions- und Konsenskultur, wie sie SAP pflegt, kommen solche Alleingänge nicht gut an.

"Die Wunden, die geschlagen wurden, werden jedoch sehr schnell verheilen", prophezeit Spies. Kunden bräuchten Zweierlei: Die grauhaarige Eminenz, die den Markt verstehe, und den spleenigen Tekki, der die Technologie durchschaue. Die neue Doppelspitze, bestehend aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe, sei deshalb eine geniale Lösung für SAP, analysiert Spies. (cvi)