Wechsel an der Spitze

SAP: Störenfried Apotheker muss gehen

"Ich werde alles erdenklich Mögliche tun, um SAP wieder zu einem glücklichen Unternehmen zu machen", sagte SAP-Mitgründer Hasso Plattner auf einer einberufenen Pressekonferenz. Wer SAP kennt, der weiß, was das heißt.

Léo Apotheker nimmt den Hut, legt sein Vorstandsmandat mit sofortiger Wirkung nieder. Die Pressekonferenz zum spektakulären Wechsel an der SAP-Spitze bestritt Mitbegründer Hasso Plattner so gut wie im Alleingang. Keiner der direkt Beteiligten, weder das neu ernannte Führungsduo Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott, noch der "Betroffene" Léo Apotheker gaben ein Statement ab.

Plattner wartete zunächst mit einer ganzen Reihe von Gründen auf, weshalb Apotheker eigentlich hätte bleiben müssen. Er sei nicht für den bisher ausbleibenden Erfolg der SaaS-Suite Business ByDesign verantwortlich zu machen, unterstrich Plattner. Das System schaue gut aus, SAP habe damit etwas ähnlich Durchschlagendes auf der Pfanne wie Anfang der 90er-Jahre mit R/3. "Es hat nie Meinungsdifferenzen zwischen Leo und mir bezüglich der Strategie des Unternehmens gegeben", bekräftigte Plattner. Wohl an der Ausführung könnte es schon mal gehapert haben, deutete das SAP-Urgestein Plattner an.

Der Weltbürger und vertriebsorientierte Apotheker wurde zunächst als Aushängeschild für eine neue SAP positioniert, die sich viel stärker als bisher an den Anforderungen globaler Märkte orientieren wollte. Apotheker zeichnete verantwortlich für den umstrittenen Enterprise Support und lag im Dauer-Clinch mit den Techno-Freaks in Walldorf. Unvermeidliche Begleiterscheinungen, so glaubte man, einer Metamorphose, die aus SAP einen echten "global player" machen sollte.

Mittlerweile ist der Enterprise Support Geschichte, vor allem wegen der leidenschaftlichen Proteste zahlreicher SAP-User-Gruppen, nicht wegen SAP. Auch die aktuellen Geschäftszahlen sind kein Siegeslorbeer an Léo Apothekers Hut, den er jetzt nehmen muss. Allein in der Schweiz sackte der Umsatz 2009 im Vergleich zu 2008 um etwa zehn Prozent ab. International sieht es nicht viel besser aus.