Trotz guter Auftragslage

SAP-Freiberufler müssen sich weiterbilden

Start mit neuen Themen

Neueinsteiger sollten sich, so der Hays-Manager, erst einmal fragen, was sie wollten. „Je intensiver die gedankliche Vorarbeit, desto größer die Aussicht auf Erfolg." Darüber hinaus ist Wippich überzeugt, dass Freelancer ein paar Jahre in einem Unternehmen gearbeitet haben sollten. „Ganz oben auf der Wunschliste der Auftraggeber stehen immer noch Externe mit Erfahrung."

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Wenn ein Neueinsteiger partout ins kalte Wasser springen wolle, könne er diesen Sprung am ehesten mit einem der neueren Themen wie mobile Systeme oder App-Entwicklung wagen. Der Vorteil: Hier seien auch die Auftraggeber noch nicht so lange aus der Universität draußen, was die Kommunikation erheblich vereinfache. Durch SAPs InMemory-Technik HANA verändern sich laut Wippich auch die Anforderungen an die IT-Selbständigen. „Hierfür sind nicht mehr die IT-Profis, die auf 30 Jahre Erfahrung in der Fachabteilung zurückblicken, gefragt, sondern die neue Generation der Externen, die aktuelle Themen wie Cloud Computing beherrschen", betont er.

Während sich die Anfragen nach HANA-Spezialisten bis Ende 2012 in Grenzen hielten, steige nun die Zahl der Arbeitgeber, die solche Experten benötigten, berichtet Wippich. Die Unternehmen brauchten Externe, die ihnen erklären können, was HANA ist, wie es eingesetzt wird und wo die Vorteile liegen. Den Zyklus erklärt Wippich folgendermaßen: „Erst einmal wollen die Kunden wissen, warum überhaupt, dann halten sie nach Freiberuflern Ausschau, die es implementieren, und danach kommt der große Bedarf." Die Folge: Seit zwei, drei Monaten steige beim Personaldienstleister die Zahl der Anfragen merklich. In puncto Weiterbildung bietet die SAP AG ein breit angelegtes Schulungsangebot für HANA unter anderem online an (open.SAP.com), um die Einführung der neuen Technologie auch von der Beraterseite her zu unterstützen,

Dirk Preuß, IT-Freiberufler: "Es kann nicht gutgehen, wenn Firmen nur Freiberufler beschäftigen."
Dirk Preuß, IT-Freiberufler: "Es kann nicht gutgehen, wenn Firmen nur Freiberufler beschäftigen."
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Dirk Preuß, freiberuflicher SAP-Berater, ist als Projektleiter und Seniorberater hauptsächlich für die Module MM und PP tätig. Nach seiner Erfahrung ist der SAP-Sektor in den letzten Jahren nicht schwieriger, aber „anders" geworden. „Vor rund zehn Jahren waren die Kunden in der Lage, ihre Anforderungen an den Berater genau zu spezifizieren", erklärt der SAP-Profi. Heute würde die „Eier legende Wollmilchsau" gesucht. Also müssten die Externen die maximal beschriebenen Anforderungen durch intensive Gespräche auf die wirklich im Projekt benötigten Skills eingrenzen.

Die neue Situation entsteht seiner Meinung nach auch dadurch, dass die alte Riege, die über ein Rundum-Wissen verfügt, nach und nach in den Ruhestand geht. Die Nachfolger brächten zwar eine gute Ausbildung mit, hätten sich darin aber vielfach ungewöhnlich stark spezialisiert.

Ausgedünnte Belegschaft

Das Problem sei, dass auch versierte Berater immer auf die fachliche Unterstützung der Mitarbeiter vor Ort angewiesen seien, so Preuß. Das ist seiner Erfahrung nach oft genug schwierig, da der Mitarbeiterstamm in den letzten Jahren „ausgedünnt" worden sei. Dennoch schaut der Freelancer optimistisch in die Zukunft: „Ich sehe eine Rückbesinnung der Unternehmen in Richtung Inhousing." Sie würden im Gegensatz zu früher verstärkt dazu übergehen, Mitarbeiter einzustellen. Preuß hält es für falsch, wenn Betriebe ihren gesamten IT-Bedarf mit Externen abdecken. Er möchte in den Projekten mit einer qualifizierten Stamm-Mannschaft arbeiten. Das sei seiner Erfahrung nach die Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf.