Router inklusive

Der Absatz von Switches mit integrierten Routing-Funktionen wird nach Einschätzung von Marktforschern im nächsten Jahr rasant steigen - im Gegensatz zu den Preisen: Sie gehen nach unten.

Von: Bernd Reder

Der Router ist tot, es lebe der Layer-3-Switch!" Unter dieser Devise traten vor etwa vier Jahren etliche Start-up-Companies an, um die etablierten Routerhersteller das Fürchten zu lehren. Sie entwickelten Systeme, die klassisches LAN-Switching auf Ebene 2 des ISO/OSI-Referenzmodelles mit klassischen Routing-Funktionen der Schicht 3 in einem Gerät vereinten. Der Vorteil: Für das Routen von Paketen war nicht eine "langsame" Software zuständig, sondern ein schneller applikationsspezifischer Baustein (Asic = Application Specific Integrated Circuit).

Mittlerweile stehen auch im noch jungen Marktsegment der Layer-3/4-Switches die Zeichen auf Konsolidierung: Einige der "jungen Wilden" von damals wurden inzwischen von etablierten Netzwerkfirmen übernommen, darunter Packet Engines und Xylan von Alcatel oder Prominet und Lannet von Lucent. Andere haben sich in den Markt "hineingeboxt" und verzeichnen dort respektable Erfolge, etwa Foundry Networks, Extreme Networks oder Alteon. Dritte versuchen, sich in Nischen zu etablieren, beispielsweise Neo Networks oder Torrent mit Hochleistungs-Switches für Carrier und Internet-Serviceprovider (ISPs).

Generell zeichnet sich im Bereich Layer-3/4-Switching eine ähnliche Entwicklung ab wie bei den LAN-Switches, die auf Ebene 2 arbeiten:

- Etablierte Anbieter, insbesondere Cisco, Cabletron, Nortel Networks und 3Com, sind in den Markt eingestiegen und decken dieses Segment mit umfassenden Produktlinien ab.

- Die Preise sinken drastisch: Ein 10/100-Layer-3-System, etwa der "Keystone 24g" von Network Peripherals, kostet pro Port inzwischen weniger als 200 Dollar.

- Neue Anbieter drängen auf den Markt: Insbesondere Firmen wie IBM, Hewlett-Packard, Intel und Compaq haben in den vergangenen Monaten ihr Engagement bei Routing-Switches verstärkt.

- Der Trend geht in Richtung erweiterte Funktionen, insbesondere Layer-4-Switching auf Applikationsebene.

Bezogen auf die Zahl der verkauften Ports haben bei Layer-3-Switches etablierte Firmen die Nase vorn. Auf den ersten Plätzen bei modularen Systemen rangierten im ersten Quartal 1999 nach einer Analyse des amerikanischen Marktforschungsinstitutes Dell’Oro Group Cabletron, Nortel, Cisco, Alcatel/Xylan und 3Com. Sie deckten zusammen etwa 87 Prozent des Marktes ab. Ähnlich sah es bei modularen 10/100-Layer-3-Geräten aus.

Im kommenden Jahr werden laut einer Umfrage von Infonetics Research unter amerikanischen Unternehmen zwei Techniken im LAN in den Vordergrund rücken: Gigabit-Ethernet und Layer-3-Switching. Die Experten erwarten, daß etwa acht Prozent der Backbone-Ports auf Gigabit-Ethernet entfallen werden, nur ein Prozent auf ATM. Rund 64 Prozent der befragten Großunternehmen wollen zudem bis zum November 2000 Layer-3-Switches installieren, bei mittleren und kleinen Firmen sind es 60 beziehungsweise 52 Prozent.

Diese Resultate decken sich mit denen des Beratungsunternehmens In-Stat Group. Demnach stieg der weltweite Umsatz mit Layer-3-Switches im letzten Quartal 1998 um 120 Prozent im Vergleich zum Quartal zuvor und erreichte ein Volumen von etwa 400 Millionen Dollar. Dies entsprach 21 Prozent des gesamten Router-Marktes, der sich im vierten Quartal 1998 auf 2,1 Milliarden Dollar summierte.

Diese Entwicklung setzte sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fort: Der Absatz von Routern, inklusive Layer-3/4-Systemen, stieg um 17 Prozent, der Umsatz weltweit um 12 Prozent. Besonders gut schnitt nach Angaben der In-Stat Group Börsenliebling Cisco ab, der in allen Systemkategorien zulegen konnte.

Diese Zahlen belegen jedoch auch, daß der Router noch lange nicht tot ist. Die Zeichen stehen vielmehr auf Koexistenz und Verschmelzung von Techniken.