RFID-Chips organisieren sich netzwerkartig

Eine komplette Palette Rasierklingen oder Joghurtbecher zu erfassen, zwingt herkömmliche RFID-Erfassungssysteme in die Knie. Bei der Inventur einzelner Produkte auf Paletten oder in Versandkartons mit Hilfe von Transpondern können Sensornetze helfen. Experten diskutieren auf einem Symposium, wie sich diese Funknetze künftig technisch umsetzen lassen.

RFID-Chips sind auf dem besten Wege, sich in der Logistik als individuelle und fälschungssichere Markierung von Waren zu etablieren. RFID-Etiketten tragen in ihrem Inneren einen Chip, der Informationen wie Zieladresse oder Haltbarkeitsdatum enthält. Per Funksignal lassen sich diese Informationen abrufen - etwa am Wareneingangstor einer Firma. Anders als beim Barcode ist dafür keine Sichtverbindung nötig. Die kleinen Markierungen lassen sich sogar durch Verpackungen hindurch auslesen. Obwohl die Technologie weit fortgeschritten ist, besteht noch immer Optimierungsbedarf. Sensornetzwerke sind ein Weg, die RFID-Systeme künftig noch zuverlässiger zu machen. Wie diese Sensornetze arbeiten und welche Hürden die Forscher noch überwinden müssen, ist Thema des Fraunhofer-Symposiums RFID "Das Internet der Dinge" am 19. und 20. September im Kongresszentrum der Westfalenhallen Dortmund.

Die RFID-Technik wird bereits von einzelnen Anwendern eingesetzt. Die Herausforderung besteht jetzt darin, die Technologie fit für den Massenmarkt zu machen. Joghurtbecher oder Schokoriegel tragen zwar einen Barcode, an RFID-Etiketten ist bislang aber nicht zu denken. Zwar können die RFID-Systeme am Wareneingangstor schon heute viele Tags gleichzeitig auslesen. Doch diese "Pulkerfassung" hat ihre Grenzen. Bei Tausenden von Gegenständen streikt die Technik. So gebe es Hersteller von Rasierklingen, die ein großes Interesse daran haben, die Klingen individuell mit Tags zu markieren, um sich vor Produktpiraterie zu schützen, so das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML – einem der Veranstalter des Symposiums.

Auf einer Palette befinden sich Zehntausende Rasierklingen. Diese an einem RFID-Gate in Sekundenschnelle auszulesen, ist bisher unmöglich. Die Lösung sei genial einfach, technisch aber anspruchsvoll: Man verknüpft die Tags zu einem intelligenten Netzwerk. Dieses Netzwerk enthält neben den einfachen Tags auf den Rasierklingen Chips mit Kontrollfunktion, so genannte Beacons. Diese erfassen und sammeln die Signale aller umgebenden RFID-Etiketten und führen direkt an Bord der Palette eine Art permanenter Inventur durch. Fährt die Palette durch ein Warentor, muss das Erfassungssystem nur ein einziges Signal - das eines Beacons - aufnehmen, um die Lieferung auf Vollständigkeit zu überprüfen.

Die Netzwerke haben weitere Vorteile: Sie stellen eine vollständige Erfassung sicher. Bislang kommt es vor, dass die Ware auf Paletten wegen Abschattungen des Funksignals nur unvollständig erfasst wird. Das kann mit der neuen Lösung nicht passieren.