Report: Viren unter Linux

Warum die Viren auf sich warten ließen

Linux existiert nun schon zehn Jahre. Da stellt sich natürlich die berechtigte Frage, warum sich erst jetzt Viren als Gefahr für dieses System erweisen. Bei Systemen wie DOS oder Windows haben sich die ersten Viren schon nach wesentlich kürzerer Zeit eingefunden.

Die Antwort auf diese Frage ist sehr simpel: DOS und Windows waren mit einem Schlag auf dem Desktop-PC präsent. Eine Vielzahl von Anwendern konnte damit auf einen Streich erreicht werden. Linux hingegen führt auch heute noch auf dem Schreibtisch ein Schattendasein. Es hat bislang seinen Platz primär im Server-Bereich erobert. Die Anwenderanzahl spielt für Virenprogrammierer aber eine entscheidende Rolle.

Ebenso wie es eine Hacker- beziehungsweise Cracker-Szene gibt, so existiert auch ein Underground für Virenschöpfer. Innerhalb dieser Szenen existieren einzelne Gruppen, die sich auf die Fahnen geschrieben haben: "Welt pass' auf! Wir schreiben die besten Viren!" In diesen Gruppen wird reger Austausch über neue Programmiermethoden und Know-how betrieben, fachliche Probleme werden diskutiert und sogar Dokumentation und Anleitungen zum Virenbau verteilt.

Diese Gruppen sind einem Ehrencodex verpflichtet. Als Qualitätsmerkmal eines Virus gilt die Anzahl der infizierten Rechner und der angerichtete Schaden. Beides schafft Aufmerksamkeit und damit Status in der eigenen Gruppe und dem gesamten Underground.

Nun ist die Chance, einen gigantischen Schaden auf einem Windows-System anzurichten, das auf neunzig Prozent alles Arbeitsplatzstationen läuft, wesentlich größer als bei Linux, das gerade einmal vier Prozent Marktanteil im Desktop-Bereich hat.