Red Hat Linux 8.0 zielt auf Desktop-User

Ab 10. Oktober liefert Red Hat die deutsche Version 8.0 seiner Distribution aus. Das runderneuerte RH Linux soll mit einer vereinheitlichten GUI vor allem neue Desktop-Kunden gewinnen. Einzelne Red-Hat-Entwickler halten die neue Oberfläche jedoch für Crippleware.

In Sachen Software präsentiert sich Red Hat Linux 8.0 auf dem neuesten Stand. Zu den enthaltenen Komponenten zählen etwa der Kernel 2.4.18, XFree86 4.2.0, KDE 3.0.3, GNOME 2.0, CUPS 1.1.15, gcc 3.2 oder Perl 5.8.0. Eine verbesserte Installationsroutine und grafische Konfigurationswerkzeuge sollen vor allem neue Desktop-User anlocken.

Um dieser Zielgruppe den Umgang mit dem Betriebssystem zu erleichtern, hat Red Hat der Version 8.0 zudem eine vereinheitlichte Oberfläche verordnet. Der sogenannte Bluecurve-Look-and-Feel ersetzt die KDE- respektive GNOME-spezifischen Themen und Einstellungen. In der Menüstruktur finden sich programmneutrale Bezeichnungen wie "Web Browser" oder "Email" für die Anwendungen.

Diese Menüpunkte belegt Red Hat mit bestimmten Applikationen vor. Der Aufruf des "Web Browser" startet beispielsweise Mozilla, als Mail-Client dient per Default Evolution. Wer eine andere Applikation verwenden will, muss sich erst durch ein mehrstufiges "Extras"-Menü hangeln. In der Linux-Gemeinde hat dieses Verfahren schon im Vorfeld leichte Unruhe ausgelöst, in Red Hats eigener Entwicklerriege sogar handfesten Streit.

So kündigte der bekannte KDE-Entwickler Bernhard Rosenkränzer deswegen bei Red Hat. Er habe das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen, schrieb er am 25. September in der kde-devel-Mailingliste: Das geschehe "weitgehend in gegenseitiger Übereinstimmung. Ich will nicht dabei mitarbeiten, KDE zu verstümmeln. Sie wollen keinen Angestellten, der das KDE in Red Hat 8.0 als Crippleware bezeichnet", erläuterte Rosenkränzer seinen Schritt.

Der Red-Hat-Entwicklungschef für Europa, Florian LaRoche, bestätigte den Vorfall gegenüber tecCHANNEL. Den erhobenen Vorwurf der Crippleware hält er jedoch für völlig überzogen. Weder KDE noch GNOME habe man in Red Hat 8.0 funktionell im mindesten beschränkt, stellte LaRoche klar. Die originären Funktionen seinen lediglich nicht mehr in der obersten Menü-Ebene erreichbar, jedoch nach wie vor alle vorhanden. Diesen Schritt habe man - nach ausführlichen Diskussionen im Entwicklerteam - unternommen, um gerade Einsteigern eine stringente Systembedienung unabhängig von GUI-Variante und Applikation zu bieten.

Neben der simplifizierten Bedienung lockt Red Hat neue Anwender nicht zuletzt auch mit günstigeren Preisen: Red Hat 8.0 Personal mit 7 CDs, einem Installationshandbuch und 30 Tagen Installations- und Update-Support via Web soll 49,99 Euro kosten. Für 199,99 Euro bringt die Professional-Variante zusätzlich eine DVD, eine scheckkartengroße Admin-CD, vier ausführliche Manuals sowie auf 60 Tage erweiterten Support mit. (jlu)