Rechenleistung kontra Preis

Alpha-Systeme: die Schnellen

Mit der Konzeption des Alpha-Chips begann Digital Equipment Corp. (DEC) 1988. Hohe Rechenleistung sollte erreicht werden durch eine hohe Taktfrequenz, die parallele Ausführung mehrerer Anweisungen und den Einsatz mehrerer Prozessoren. Der Prozessor war von vornherein auf Langlebigkeit ausgelegt. DEC rechnete mit einer Lebenszeit von 25 Jahren. Aus dieser Überlegung heraus hat Alpha auch als einziger Chip einen Adressbus der vollen Länge von 64 Bit.

Die Alpha-Entwickler haben der RISC-Gedanken konsequent umgesetzt. Außer dem Laden der Daten und dem Zurückschreiben in den Speicher laufen alle Prozesse innerhalb der CPU ab. Das machte den Baustein regelmäßig zum Sieger von Performancetests mit Benchmark-Tools. Im Jahr 1993 bringt DEC den Alpha schließlich auf den Markt. Als Betriebssysteme stehen Open VMS und Tru64 zur Verfügung. OpenVMS wurde von DEC bereits Ende der 70er-Jahre für die 32-Bit-VAX-Serie entwickelt. Tru64 ist eine Unix-Variante, die ebenfalls von Digital übernommen wurde. Sie zeichnet sich besonders durch ihre Clustering-Funktionen aus.

Die Alpha-Technologie machte DEC schnell zu einem erfolgreichen Player auf dem Servermarkt. So erfolgreich, dass Compaq die Firma vor vier Jahren aufkaufte und so zum damals zweitgrößten Hersteller aufstieg. Damit kam der Prozessor noch mehr in Fahrt. Im Sommer 2001 ging eine Erschütterung durch die IT-Landschaft: Compaq kündigte an, den Alpha-Chip nur noch bis zur Modellreihe "EV79" weiter zu entwickeln. Die eigene Forschungsabteilung und das 64-Bit-Know-how wurden an Intel veräußert und sollen im Itanium-Prozessor weiter leben. Viele Kunden fragen sich daher, ob sich die Anschaffung eines Alpha-Systems überhaupt noch lohnt. Nachdem sich die erste Aufregung der Experten gelegt hatte, zeigte sich jedoch, dass der Baustein noch lange nicht tot ist. Denn Compaq kündigte ein umfassendes Absicherungsprogramm für Alpha-Kunden an, mit dem der Anbieter Investitionen der Kunden in die Alpha-Technik schützen will. Dazu gehören "Trade-in"-Optionen, Produktgarantien und Teststellungen. Nach der Übernahme von Compaq hat Hewlett-Packard die Zusagen bestätigt. Zudem hat HP klare Roadmaps für den Übergang von Alpha auf Itanium vorgelegt. Bis 2006 werden die künftigen Modelllinien EV7 und EV79 ausgeliefert. Den Support garantiert der Hersteller bis zum Jahr 2011.