Raus aus dem LAN

Einsatzgebiete

Experten gehen davon aus, dass die neue Ethernet-Variante im WAN-Bereich eine hohe Marktakzeptanz erreichen wird, da sich das Verfahren mit Sonet/SDH (Synchronous Digital Hierarchy) verträgt. Sonet/SDH liefert in der Multiplexstufe OC-192/STM64 mit 9,953 GBit/s annähernd die gleiche Datenrate wie 10-Gigabit-Ethernet. Das Zugriffsverfahren CSMA/CD (Carrier Sense Multiple Acces with Collision Detection) wird es beim neuen Ethernet-Standard nicht mehr geben. CSMA/CD regelt auf einem gemeinsam genutzten Übertragungsmedium den Datenversand der angebundenen Clients. 10-Gigabit-Ethernet arbeitet ausschließlich im Vollduplex-Betrieb, das Frame-Format und die Frame-Größe von Ethernet bleiben erhalten.

Manche Fachleute glauben, dass die neue Technik schon bald Einzug im LAN halten wird, um im Backbone sowohl Server als auch Switches zu vernetzen. Bis dahin dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen, da Unternehmen gerade erst angefangen haben, ihre Netze im Sekundärbereich mit Gigabit-Ethernet auszustatten. Außerdem sind heute die Server noch weit davon entfernt, eine Datenrate von 10 GBit/s verarbeiten zu können. Und solange auf den Etagen noch Fast-Ethernet vorherrscht, was für die meisten Anwendungen nach wie vor völlig ausreicht, wird die neue Technik im LAN sowieso nicht zu finden sein.

10-Gigabit-Ethernet ist vielmehr etwas für den Metrobereich, wo bei der Verbindung von Campusnetzen oder von LANs mit Carrier-Netzen hohe Datenraten gefordert sind. Außerdem ließe sich das Verfahren nutzen, um Rechenzentren mit einer hohen Geschwindigkeit an das Unternehmensnetz anzubinden. Ein anderes Einsatzgebiet ist der Storage-Bereich. In den heutigen Hochleistungsspeichernetzen (SAN: Storage Area Networks) erfolgt die Datenübertragung in der Regel über Fibre Channel mit einer Übertragungsrate von mittlerweile 2 GBit/s. Hier könnte 10-Gigabit-Ethernet zum Einsatz kommen und das Speichernetz durch einen Datentransfer über iSCSI in das Unternehmensnetz integrieren. Mit iSCSI lassen sich Speicherdaten über die preiswertere Ethernet-Technik transportieren.

Der neue Ethernet-Standard ließe sich auch als schnelles Zugriffssystem am Rande der Weitverkehrsnetze einsetzen, wo Serviceprovider mit der neuen Technik Flaschenhälse zwischen ihren PoPs (Point of Presence) beseitigen könnten.