Speichersysteme, Archivierungsdauer, Organisation

Ratgeber Langzeitarchivierung: Dateiformate und Speichermedien

Lebensdauer von Archivierungsmedien

Lebensdauer diverser Speichermedien: Die Werte basieren auf Schätzungen, weil in vielen Fällen gesicherte Erfahrungswerte aus der Praxis noch fehlen, etwa bei optischen Datenträgern.

Was die Langzeitarchivierung betrifft, haben die Sumerer die Nase vorn. Die ältesten Palastarchive dieses Volkes, das im heutigen Irak heimisch war, wurden auf Tontafeln angelegt und stammen aus dem Jahr 3000 vor Christus. Damit können es elektronische Archivierungsmedien nicht aufnehmen, auch wenn für etliche von ihnen noch Resultate von Langzeitmessungen ausstehen.

Filme aus Zelluloid: Sie können 100 Jahre halten, vermutlich sogar noch länger. Dieses Medium kommt nur in Ausnahmefällen in Unternehmen zum Einsatz. Typische Anwender sind Bibliotheken und Staatsarchive wie das Bundesarchiv in Koblenz.

Optische Speichermedien wie CD-ROMs, DVDs, DVD-RAMs und Blu-ray-Discs (BD): Hier liegen bislang nur unzureichende Praxiserfahrungen vor. Etliche Werte basieren auf Tests in Klimakammern, in denen Alterungsprozesse simuliert werden. Bei wiederbeschreibbaren (gebrannten) Medien wie CD-RW und DVD-RW wird eine Haltbarkeit von deutlich weniger als 30 Jahren vermutet. Bei DVD-RAMs sind es bis zu 30 Jahre, bei BD-Discs etwa 50 Jahre.

Gepresste optische Medien weisen eine höhere Haltbarkeit auf: CDs kommen nach Angaben von Herstellern auf bis zu 80 Jahre, DVDs auf 100 Jahre. Bei Blu-ray-Discs werden etwa 80 Jahre vermutet. Gesichert sind diese Angaben jedoch nicht. Wichtig ist die richtige Lagerung: Optische Datenträger sollten bei Temperaturen von weniger als 25 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von unter 80 Prozent aufbewahrt werden.

Festplatten (SATA, iSCSI) in Rechnern oder Storage-Systemen: Bei Platten, die in Produktivsystemen wie Rechnern eingesetzt werden, liegt die Lebensdauer bei etwa fünf Jahren. So lange geben die meisten Hersteller auch Garantie auf ihre Harddisks. Bei Festplatten, die nur als Backup-Medium dienen, beträgt die Haltbarkeit etwa zehn Jahre.

Magnetbänder: Tapes sind im Großrechnerbereich bereits seit Jahrzehnten im Einsatz. Daher liegen Praxiserfahrungen vor. Die Lebensdauer von Bändern beträgt bei entsprechender Lagerung mindestens 30 Jahre. Schätzungen gehen von einer Haltbarkeit von 50 Jahren aus.

Flash-Speicher (USB-Sticks, Solid State Drives / SSD): Je nach der Zahl der Schreib-/Lesezyklen nimmt bei Flash-Speichern die Zahl der zur Verfügung stehenden Speicherzellen mit der Zeit ab. Hersteller wie Intel, Sandisk und Samsung geben für eine SSD, die in einem Rechner als Festplattenersatz verwendet wird, eine Haltbarkeitsdauer von mindestens fünf Jahren an, bei preisgünstigeren Modellen mit Multi Level Cells drei Jahre. Als Archivierungsmedium kann ein Flash-Speicher Schätzungen zufolge etwa zehn Jahre überdauern.

Holografische Speicher: Diese Technik hat bislang keine Akzeptanz gefunden. Produkte mit 500 GByte und 1 TByte Speicherkapazität wurden zwar von diversen Firmen wie Inphase, NTT, Tesa Scribos oder General Electric angekündigt. Jedoch konnte sich keines auf dem Markt durchsetzen. Holografische Speicher sollen mindestens 50 Jahre lang verwendbar sein.

Bits on Film: Noch ein Blick in die Zukunft: Das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) arbeitet an einem Verfahren, das mithilfe eines Belichtungssystems digitale Daten auf einen Polymerfilm überträgt. Das Auslesen des Films ist mit handelsüblichen optischen Scannern möglich. Dank der hohen Lebensdauer des Datenfilms sollen die Originaldaten auch nach Jahrhunderten zuverlässig rekonstruierbar sein. Die Lebensdauer des Polymerfilms beträgt laut Fraunhofer IPM 500 Jahre.