Schwierige Trennung zwischen dienstlich und privat

Problemfall Facebook im Büro

Wer eigenverantwortliche Mitarbeiter will, darf nichts sperren

Michael Kollig, CIO Nordost- und Zentraleuropa der Danone-Gruppe : "Wir gehen mit der privaten Nutzung von Online-Services sehr großzügig um. Prinzipiell sind alle Dienste zugänglich, wobei wir aber versuchen, Inhalte gesetzeswidriger oder pornographischer Natur zu blockieren. Für uns kommt eine komplette Blockade dieser Online-Dienste nicht in Frage. Kommunikation und Interaktion mit einer großen Anzahl von Kunden und Konsumenten ist für uns als Markenartikler im Konsumgütersegment eine Kernkompetenz. Wenn ich diese Dienste für berufliche Zwecke frei schalte, ist es den Mitarbeitern nicht zu vermitteln, warum sie diese nicht auch in vernünftigen Grenzen privat nutzen sollten, zumal in vielen Fällen die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung nicht klar zu ziehen ist. In unserem Leitbild fordern wir den unternehmerisch denkenden, eigenverantwortlichen Mitarbeiter, dazu passt eine straffe Regulierung im Bereich Online-Dienste nicht. Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir eine Internet-Richtlinie aufgestellt, die aber mehr an den gesunden Menschenverstand appelliert als harte Grenzen zu ziehen.

Michael Kollig, Danone: "Die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung von Online-Diensten ist in vielen Fällen nicht klar zu ziehen."
Michael Kollig, Danone: "Die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung von Online-Diensten ist in vielen Fällen nicht klar zu ziehen."
Foto: Danone, Michael Kollig

Die größte Herausforderung von "Facebook and friends" ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter. Was ein Mitarbeiter aus seinem Privatleben preisgibt, ist sicher seine persönliche Entscheidung, auch wenn hier etwas mehr Zurückhaltung angebracht wäre. Im Firmenkontext erwarten wir von jedem Mitarbeiter, dass keine vertraulichen oder anderweitige interne Informationen auf diesen Plattformen erscheinen. Auch in dem Fall setzen wir auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter und versuchen nicht, scheinbare Sicherheit durch technische Lösungen zu finden. Dies gilt im gleichen Maße für das oft heiß diskutierte Thema Arbeitszeitverlust durch Nutzung von Online-Medien. Es ist hauptsächlich die Verantwortung der Mitarbeiter und ihrer Führungskräfte, ihre Arbeitszeit und Ergebnisse zu managen. Die Verschwendung von Arbeitszeit auf Online-Plattformen ist eher ein Symptom einer grundsätzlichen Motivations- oder Führungsproblematik und weniger der Verfügbarkeit dieser Medien geschuldet."