Vor- und Nachteile für Markt und Verbraucher

Pro und Contra - Die Nokia-Übernahme durch Microsoft

Geschäftskunden, Know-how und Image

Und was dürfen die Business-Kunden erwarten?

Hardware und Betriebssystem in einer Hand. Dürfen Anwender nun auf regelmäßige Updates hoffen?
Hardware und Betriebssystem in einer Hand. Dürfen Anwender nun auf regelmäßige Updates hoffen?
Foto: Nokia

PRO: Für Business-Kunden besteht die Hoffnung, dass Microsoft endlich aufwacht und in die Bresche springt, die Nokia hinterlassen hat: Eine durchdachte Plattform zu offerieren, die vom Backend inklusive Mobile Management, bis hin zum Frontend reicht und Business-Anwendern endlich eine sichere Benutzung unternehmenskritischer Anwendung erlaubt. Diese Klientel hatte Microsoft in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt. Bei Hintergrundgesprächen auf dem Mobile World Congress beschwor das Topmanagement gegenüber der COMPUTERWOCHE zwar immer wieder, mit dem nächsten Release entsprechende Business-Features nachzureichen - allein, die Taten folgten nicht.

Dies könnte sich nun ändern. Gleichzeitig könnte eine Microsoft, die nun ihre mobilen Business-Kunden wieder ernst nimmt, eine Signalwirkung auf andere Enterprise-IT-Anbieter haben, neben iOS- und Android-Apps auch das entsprechende Windows-Phone-Pedant anzubieten.

CONTRA: Sicher wird Microsoft versuchen, die Business-Karte noch stärker als bisher zu spielen und letztendlich hier Blackberry auf die hinteren Ränge zu verbannen. Auf längere Sicht könnte die Strategie aufgehen, kurz- und mittelfristig wird die Company damit aber wohl kaum Erfolg haben. Zum einen hinkt Windows Phone, was die erforderlichen Enterprise-Features anbelangt, noch immer stark der Konkurrenz hinterher.

Zum anderen ist der Softwareriese aus dem PC-Geschäft die Position des dominierenden Marktführers gewöhnt. In Zeiten von ByoD und der weiten Verbreitung von Android und speziell iOS im Business muss sich Microsoft allerdings mehr einfallen lassen als bisher.

Letztlich wird Nokia ja zerschlagen in eine Handy- und Netzwerksparte (inkl. Kartendienste). Verliert der Konzern nicht Know how?

PRO: Nein. In der IT-Industrie gibt es genügend Beispiele, wo große Konzerne nach ihrer Zerschlagung wieder effizienter arbeiteten, weil sie sich auf ihre Kernkompetenzen fokussierten. Jüngstes Beispiel hierfür ist die ausgegliederte Handy-Sparte von Motorola.

CONTRA: Definitiv. Für den Bau von Mobiltelefone sind etwa Kenntnisse im Mobilfunk- und Netzwerkbereich enorm wichtig, man denke nur an Apples frühere Missgeschicke bei der Platzierung der Antennen im iPhone 4. Mit einer Netzwerktochter können auch neue Übertragungstechniken schneller integriert werden und einen Wettbewerbsvorteil bringen. Was den Kartendienst anbelangt, darf man nicht vergessen, dass Windows Phone künftig eines der wenigen Alleinstellungsmerkmale verliert, wenn das "neue" Nokia HERE auch für iOS und Android anbieten kann.

Was bedeutet die Übernahme für das Image von Nokia?

PRO: Gehässig formuliert, kann Nokia in Deutschland in Sachen Image nur noch gewinnen. Nach dem peinlichen Schauspiel um die Werksschließung in Bochum, nur weil es in Rumänien lukrativere Staatssubventionen gab, hat der Konzern bei vielen Deutschen kein gutes Image mehr. Hinzu kam eine teilweise veraltete Produktpalette, die ebenfalls am Nimbus der Marke kratzte. Zieht man dann noch die Entwicklung von Nokia Siemens Networks ins Kalkül, bleibt vom einst strahlenden Image der Finnen nicht mehr viel übrig. Microsoft wäre deshalb sicherlich besser beraten, in Deutschland die Marke Nokia komplett zu streichen.

CONTRA: Mit den vorangegangen Massenentlassungen, dem Wechsel von Symbian auf Windows Phone ist der Ruf von Nokia ohnehin bereits angeknackst, nicht nur im Heimatland Finnland. Nach dem damit verbundenen Kunden-Exodus kann sich gut vorstellen, dass nun die letzte Attraktivität der Marke verloren geht. Spätestens wenn auf den Geräte nur noch Microsoft steht, ist es mit der Sexiness dann endgültig vorbei. (mje)