Praxistest: Telefonieren via Internet

Ciao Telekom - mit der IP-Telefonie kommt die Telefonie-Freiheit nun auch für den Privatanwender. Wir prüften die Alltagstauglichkeit der neuen VoIP-Technik und zeigen deren Stärken und Schwächen auf.

Endlich steht es auf dem Schreibtisch, das IP-Telefon "Budgetone 101" des US-amerikanischen Herstellers Grandstream, das die endgültige Befreiung aus dem Telekom-Joch und den Aufbruch in ein neues Zeitalter verspricht. Ungeduldig stöpseln die Finger das etwas unflexible Fast-Ethernet-Kabel in die Anschlussbuchsen von Telefon und Router. Jetzt noch schnell das Netzteil angeschlossen und der klassischen TK-Welt ade gesagt. Voila - es passiert erst einmal gar nichts.

Das Telefon mit blauem Display und rot hinterleuchteten Tasten blinkt nur vor sich hin. Hätte man vielleicht doch vorab die Bedienungsanleitung lesen sollen? Aber nein, wir wollen ja nur telefonieren, und das sollte seit 30 Jahren eine Plug-and-Play-Anwendung sein. Doch nun tut sich etwas, die Display-Anzeige wechselt und zeigt das aktuelle Datum und die Uhrzeit an. Zaghaft greift die Hand zum Hörer: Wie gewohnt ertönt nach dem Abheben das Freizeichen aus der Hörmuschel. Nun kennt die Neugierde keine Grenzen mehr. Der Hörer wird aufgelegt und per Handy die Telefonnummer des Internet-Telefons angewählt. Im Gegensatz zu den Diensten des Internet-Telefonieanbieters Skype soll nämlich das SIP-Telefon, das uns vom deutschen IP-Telefonie Anbieter Sipgate zur Verfügung gestellt wurde, über eine normale Telefonnummer auch aus den Fest- und Mobilfunknetzen erreichbar sein.

Die Sekunden nach dem Eintippen der Rufnummer werden zur Ewigkeit: Also doch alles nur Hype um eine Technologie, die das Laborstadium noch nicht verlassen hat? Das schrille Klingeln des für den amerikanischen Geschmack entworfenen Telefons reißt den Tester aus seinen defätistischen Gedanken. Dass dieser Anrufversuch ohne weiteres funktioniert, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Testaufbau befand sich das IP-Telefon nämlich hinter einem Netgear-Firewall-Router "FVS 318" mit Stateful-Packet-Inspection-Funktionalität (SPI), der mit einem DSL-Anschluss des Münchner City-Carriers Mnet verbunden ist. Aufgrund der vorgeschalteten Firewall hätte das IP-Telefon eigentlich von außen gar nicht erreichbar sein dürfen.