PCs: Ein Markt für Masochisten

Es geht wieder einmal abwärts mit dem deutschen PC-Markt. Die Krise dauert mindestens bis 2008. Einige Hersteller werden ihr Ende nicht mehr erleben.

Mitte Juli setzte Bernd Bischoff zum Sturm auf die 35-Stunden-Woche an: In einem viel zitierten "President's Letter" an die Belegschaft plädierte der Chef des Computerbauers Fujitsu-Siemens (FSC) für unbezahlte Mehrarbeit an den Produktionsstandorten in Augsburg und Sömmerda, um einen überraschenden Einbruch der PC-Nachfrage finanziell zu kompensieren. Bischoff wusste damals bereits, was die Öffentlichkeit erst in der vergangenen Woche offiziell erfahren sollte - der deutsche PC-Markt steckt seit Jahresbeginn wieder mitten in einer Krise. Und Deutschland ist der Kernmarkt von FSC.

Erstmals seit vier Jahren schrumpften hierzulande die Gesamtverkaufszahlen. Der Rückgang belief sich auf vier Prozent, im zweiten Quartal wurden 1,87 Millionen Rechner abgesetzt. Dabei hat sich FSC noch recht wacker geschlagen, denn die verkaufte Stückzahl sank im Vergleich zum Vorjahr nur um zwei Prozent. Acer hingegen musste ein Minus von 7,5 Prozent verbuchen, der Aldi-Lieferant Medion verkaufte sogar ein Drittel weniger Computer als im zweiten Quartal 2005. Positiv überraschten hingegen Dell und Hewlett-Packard (HP) mit zweistelligen Zuwächsen. Der PC-Umsatz aller Anbieter zusammen brach um zwölf Prozent ein.

Geschrumpft sind die Chancen, Rechner massenhaft über Discounter abzusetzen. Die Folgen für die spezialisierten Volumenhersteller lassen sich eindrücklich an der Aktienkursentwicklung von Gericom und Medion in den vergangenen Jahren ablesen: Es ging abwärts, meistens ungebremst. Gelitten hat auch die Anziehungskraft der großen Elektronikmärkte, namentlich Media Markt und Saturn. Berichten zufolge hat die gemeinsame Holding MSH im ersten Quartal 2006 flächenbereinigt einen Umsatzrückgang von fünf Prozent verzeichnet.