P2P - Revolution von unten

P2P (Peer-to-Peer) ist mehr als der Austausch von MP3-Dateien mit Napster. Die neue Technologie wirbelt alte Machtverhältnisse durcheinander - die Benutzer gewinnen die Oberhand.

Bis es dazu kommt, müssen allerdings noch einige technische, legale und kulturelle Hürden genommen werden. Wir haben uns auf der ersten weltweiten O'Reilly P2P-Konferenz in San Francisco umgehört. Die dortige Stimmung ist selten auf Konferenzen anzutreffen.

Während auf dem Podium erwachsene Menschen über ein "Neues Bewusstsein mit P2P" philosophieren, gruppieren sich picklige Jungs in hellen Khakihosen mit riesigen Hosentaschen kichernd um ein Notebook. Offensichtlich diskutieren sie über einen Programmcode. Nur ein paar Plätze weiter sitzen alte Männer in dunkelblauen Anzügen und mit verspannter Backenmuskulatur, die möglichst unauffällig einen Blick auf den Bildschirm erhaschen wollen.

Entsteht hier gerade ein neues Napster, das neue "Big Thing"? Boygroups, "Kiddie-Hacker" sind im Silicon Valley ganz groß in Mode, schließlich gelten sie als Vorreiter einer neuen Revolution. Spätestens seit den gerichtlichen Streitigkeiten von Napster mit der Musikindustrie und der damit verbundenen weltweiten Berichterstattung sind dezentrale Netzwerke in aller Munde.

Ausgerechnet Napster ist jedoch keine reine P2P-Anwendung: Zwar befinden sich die MP3-Dateien auf den Rechnern der Benutzer, doch ist das Verzeichnis der aktiven Benutzer und deren verfügbarer MP3-Dateien auf dem zentralen Napster-Server abgelegt. Den mittlerweile etwa 40 Millionen Nutzern ist das völlig egal. Sie haben sich die Software installiert, weil sie Musik saugen wollen. Nicht Napster ist sexy, sondern die Möglichkeit, kostenlos Musik herunterzuladen, wann und von wo man will.