Oracle: Etappensieg bei Peoplesoft-Übernahme

Einen sehr wichtigen Etappensieg konnte Oracle-Chef Larry Ellison am Samstag erringen: Mit über 60 Prozent der Anteilsscheine, die ihm von PeopleSoft-Aktionären angeboten wurden, ist Oracle nun Hauptaktionär.

Das unerbittliche Festhalten von Oracle-Chef Larry Ellison an seinem Ziel und das vehemente Abweisen der Offerten durch den ehemaligen PeopleSoft-CEO Craig Conway hatte immer wieder für Spekulationen gesorgt, ob die Firmenchefs damit nicht auch eine rein persönliche Schlacht ausfechten. Immerhin reagierte Conway auf die immer wieder erneuerten Angebote, als hätte man ihn ganz persönlich beleidigt.

Ellison ist bekannt dafür, dass er abtrünnige Mitarbeiter nicht nur mit markigen Worten attackiert. Ähnlich wie der ebenfalls ehemalige Oracle-Mitarbeiter und spätere Konkurrent Tom Siebel stand auch Conway im Fadenkreuz des Milliardärs, der im Silicon Valley nicht gerade als zimperlich gilt, wenn es um Ansehen und Marktanteile geht. Auch Siebel soll Ellison einmal öffentlich als möglichen Übernahmekandidaten genannt haben. Doch die "Little Larrys", wie sie in Branchenkreisen heißen, schießen oft mit gleichem Pulver zurück.

Vor allem Conway glänzte in seinen Verbalattacken mit wortgewaltigem Temperament und stand darin Ellison in nichts nach. Zuletzt bezeichnete er seinen ehemaligen Chef vor Gericht als Dschingis Khan, bestritt allerdings, ihn als Soziopathen tituliert zu haben. Das feindliche Übernahmeangebot tat er als "scheußlich schlechtes Benehmen" ab. Vehement versuchte er die Aktionäre zu überzeugen, dass Ellison nur an PeopleSoft interessiert sei, um den mächtigen Konkurrenten zu vernichten.

"Wenn Larry Ellison sagt, Oracle wolle Peoplesoft übernehmen, dann klingt das wie der Vorschlag, sich einen Hund zu kaufen - um ihn im Hinterhof zu erschießen", erklärte Conway. Ellison nahm das natürlich als Steilvorlage. Öffentlich erklärte er: "Hätte ich eine Kugel, sie wäre sicherlich nicht für den Hund." Als Höhepunkt des Streits trat Conway kurz darauf bei einer Kundenmesse mit seinem eigenen Hund auf die Bühne - beide mit kugelsicheren Westen.

Der 1944 in New York geborene Larry Ellison stammt aus relativ armen Verhältnissen. Nachdem er sein Studium der Physik in Chicago abgebrochen hatte, arbeitete er als Programmierer bei verschiedenen Firmen im Silicon Valley, bis er schließlich 1977 gemeinsam mit einem Kollegen seine eigene Firma gründete - angeblich mit einem Startkapital von nur wenigen tausend Dollar. Heute erzielt das Unternehmen mit Datenbanksystemen jährlich mehr als zehn Milliarden US-Dollar Umsatz und beschäftigt mehr als 41.000 Mitarbeiter. Nach eigenen Angaben ist Oracle das weltweit zweitgrößte unabhängige Software-Unternehmen.

Trotz allen Ehrgeizes ist Ellison damit also nicht an seinem Feindbild Microsoft vorbeigekommen. Mit einem seiner wohl liebsten Erzfeinde, mit Bill Gates, lieferte sich Ellison in den Neunzigern einen Wettlauf um das erfolgreichste Unternehmen und um den Titel als reichster Mann der Welt - Ellison rangiert derzeit auf Platz 12 der "Forbes"-Liste.

Vor einigen Jahren warf er dem weltgrößten Software-Konzern aus Redmond vermutlich zu Recht vor, das Internet verschlafen zu haben. Mit seinem Net-PC versuchte er, eine vielleicht geniale Idee umzusetzen. Statt jeden einzelnen Personal Computer mit Microsoft-Betriebssystem und Software hochzurüsten, sollten die Programme und Anwendungen über ein Netzwerk oder über das Internet bereitgestellt werden. Doch statt Microsoft damit auszubremsen, ging die Entwicklung in eine ganz andere Richtung: Der Net-PC floppte, dramatisch fallende Preise für PCs machten Ellison einen Strich durch die Rechnung. (ssp)

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