Ohne Lösungen ist wenig los

Kommunikation im Internet

Die unternehmensinterne Kommunikation über das Internet abzuwickeln erscheint auf den ersten Blick tatsächlich widersinnig. Das liegt in erster Linie an einigen Eigenheiten des zugrundeliegenden Kommunikationsprotokolls TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol). Dieser verbindungslose Paketdienst (dies gilt nur für den IP-Teil) zerlegt Informationen zunächst in Datenpakete, um sie dann - mit einer Empfängeradresse versehen - voneinander unabhängig zu verschicken. Währenddessen existiert keine direkte Verbindung zwischen Absender und Empfänger. Nach Ankunft werden die aus allen Richtungen eintrudelnden Datenpakete wieder zur ursprünglichen Information zusammengesetzt.

Es gehört zu den Besonderheiten des Protokolls, daß niemand vorher angeben kann, über welche und wie viele Vermittlungsknoten ein Paket läuft. Ein Datenpaket passiert ohne weiteres 20 bis 30 Stationen, bis es sein Ziel erreicht. Gleichzeitig gibt es keine Möglichkeit, vorherzubestimmen, welche Wege oder Knoten nicht verwendet werden dürfen. Die Software der jeweiligen Knotenrechner regelt das automatisch. Stellt diese eine Störung am nächsten Knoten fest, schickt sie die Daten auf einen anderen Kurs. Durch wechselseitige Informationen der Router oder der Knotenrechner über die Verfügbarkeit von Kommunikationswegen konfiguriert sich das Internet gewissermaßen in eigener Regie immer wieder neu.

Der Sinn dieser Technik ist einfach: ein Steckenbleiben von Daten, etwa bei einem ausgefallenen oder überlasteten Rechner auf einem vom Absender vorgeschriebenen Leitungsweg, auf alle Fälle zu verhindern. Sicherung (nicht Sicherheit im Sinne von Vertraulichkeit) der Kommunikation ist die oberste Devise. Und gerade das ist auch das Positive an der Kommunikation im Internet: Irgendwann und irgendwie kommt (fast) alles an. Umgekehrt muß ein Absender damit rechnen, daß zumindest einige seiner Datenpakete auch einen Knoten passieren, den sein ärgster Widersacher kontrolliert, und daß hier womöglich heikle Informationen herausgefischt werden.

Bei all dem handelt es sich nicht etwa um "Fehler" des Internet, sondern um sein grundlegendes Konstruktionsprinzip. Wenn es beispielsweise darum geht, Informationen unabhängig von Ort und Zeit zu beschaffen oder bereitzustellen, ist die Einfachheit und Flexibilität der Kommunikation gerade der große Vorteil. Wer sich etwa für neuseeländische Cricket-Ergebnisse oder für den Flugplan von Air Alaska interessiert, wird sich weder an einer etwas holprigen Übertragung noch am Sicherheitsstandard stören, und wenn der isländische Geheimdienst mitliest, weil die Daten einen Knoten in Reykjavik passieren, wird er es auch verschmerzen. Für ihn stellt diese Kommunikation die einzige Möglichkeit dar, um überhaupt an solche Informationen zu kommen. Der Verzicht auf die gesicherte Bandbreite und einen verbindungsorientierten Dienst ermöglicht gerade eine Kommunikation, die universell, einfach und sicher (im Sinne von verfügbar) ist.