Novell Deutschland: "Gute Stimmung, hohe Erfolgsrate"

Eine "solide Bilanzstruktur" und "gute Stimmung" bescheinigt Horst Nebgen seiner Novell GmbH. Die pauschale Schelte aus dem Firmen-HQ an die europäischen Novell-Dependancen mag der deutsche Geschäftsführer für seine Company nicht gelten lassen - und strich sie auch prompt aus der hiesigen Version der Bilanz-Presseerklärung.

Wie berichtet, hatte der Mutterkonzern in seiner Mitteilung zum Abschluss des Geschäftsjahres 2000 nicht zuletzt die "schwache Leistung in Europa" für die drastischen Gewinneinbußen verantwortlich gemacht. "Den Schuh ziehen wir uns nicht an!", stellt Nebgen im Telefoninterview mit tecChannel klar. Seit 1998 sei der Umsatz der Novell GmbH jährlich um rund 20 Prozent gestiegen - gegenüber 16 Prozent in der IT-Branche insgesamt. Novells "exorbitante" Deutschland-Umsätze aus dem Jahr-2000-Geschäft seien da noch gar nicht eingerechnet.

"Gute Stimmung": Horst Nebgen, Geschäftsführer der deutschen Novell GmbH, sieht trotz der flauen Konzernbilanz keinen Grund zur Sorge.

Allerdings schlage man sich auch hierzulande mit abbröckelnden Geschäften im Small-/Medium-Business-Markt herum, räumt Nebgen im Gespräch ein. Dies liege vor allem an der Investitions-Unlust dieser Klientel, die jedoch nach seiner Kenntnis auch anderen Herstellern Schwierigkeiten bereite. Zudem trügen konkurrierende Plattformen wie Linux zu einer Verschiebung der Marktverhältnisse bei.

Im Bereich des Mittelstands und der Großfirmen dagegen erziele Novell mit seinen Net Services eine hohe Erfolgsrate. "Diese Kunden haben unsere One-Net-Strategie inzwischen voll akzeptiert", ist Nebgen überzeugt. Novells Konzept einer Integration von LAN, Intra-, Extra- und Internet zu einer plattformunabhängigen, einheitlich verwalteten E-Business-Umgebung leuchte den Kunden ein.

Statt mit IT-Abteilungen verhandle man jetzt zunehmend mit dem gehobenen Management. "Viele unserer neuen Ansprechpartner haben das erste Mal mit uns zu tun. Anders als die meisten Systemadministratoren bringen sie keine vorgefasste Meinung über Novell mit", freut sich Nebgen. "Und dass man als E-Business-Anbieter wie wir 1 Milliarde Dollar Umsatz und 50 Millionen Gewinn machen kann, wollen viele zuerst gar nicht glauben."

Auf mögliche Parallelen zum inzwischen sanft entschlafenen Ex-Konkurrenten Banyan angesprochen, reagiert Nebgen leicht gereizt: "Das können Sie doch gar nicht vergleichen! Banyan hatte in seinen besten Zeiten 1 oder 2 Millionen User - wir 80 Millionen. Die hatten nur ein Verzeichnissystem - wir haben eine Strategie für alle Plattformen von Windows NT bis Solaris. Und wir bieten offene Standards wie XML."

Ob Novells One-Net-Vision dem Unternehmen eine tragfähige Basis bietet, werden die nächsten zwölf Monate erweisen müssen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr jedenfalls legte die Net-Services-Software gerade mal 4 Prozent zu - der Umsatz im Netware-Server-Geschäft dagegen brach um 24 Prozent ein. (jlu)