Nexus größere Bedrohung als Viren oder Hacker

Nach Ansicht des australischen Professors Bill Caelli, Experte für IT-Sicherheit und Kryptografie von der Technischen Universität in Queensland, stellt das von Microsoft und anderen Unternehmen entwickelte Sicherheitsprojekt "Nexus" eine weit größere Bedrohung dar als Viren oder Hacker.

Auf einer Konferenz in Sydney griff Caelli Microsoft und Intel scharf an. Demzufolge sei der derzeitige Versuch der Inhalte- und Urheberrechtsinhaber-Lobby, die Kontrolle über die Hardware der Anwender zu erlangen, die größte unmittelbare Bedrohung für die Zukunft der Informationstechnologie. Diese Woche hatte Microsoft erstmals auf der Hausmesse "WinHEC" die Funktion von NGSCB (Next Generation Secure Computing Base, früher Palladium) und der zugehörigen Windows-Komponente Nexus live demonstriert.

Caelli teilte unserer Schwesterpublikation "Computerworld" auf der "CIO Magazine Conference" in Sydney mit, dass eine Initiative von Microsoft und Intel, die in wenigen Tagen bekannt gegeben werden soll, zum Ziel hat, künftige Intel-basierte Hardware-Systeme urheberrechtlich "dicht" zu machen.

"Ich denke, sie werden ein "sub-operating system" ankündigen, das für den Anwender nicht mehr zugänglich sein wird. Dieses wird über ein neues Hardware-Add-on in Zusammenhang mit Intel-Prozessoren laufen. Während man Nexus für sichere Anwendungen nutzen kann, wird es auch Digital-Rights-Management-Systeme enthalten", sagte Caelli.

"Technisch vermuten wir, dass Intel mit Microsoft zusammenarbeitet, um einen neuen geschützten Operationsbereich innerhalb des Pentium-Prozessors oder eines seiner untergeordneten Chips einzuführen. Dieser trägt den Code-Namen Ring-0", so Caelli.

Diese Techniken stellen Caelli zufolge das gesamte Konzept des Besitzverhältnisses des eigenen PCs in Frage. "Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Auto erworben, und die Motorhaube wurde verschweißt, damit Sie keinen Blick auf den Motor werfen dürfen - es würde zu massiven Protesten kommen. Aber in der IT-Industrie kommen sie damit davon, und erneut gehen Freiheiten verloren. Was wirklich wichtig an der Angelegenheit ist, ist die Tatsache, dass Inhalteanbieter zum ersten Mal in der Lage sein werden, das Gerät zu kontrollieren - in der Vergangenheit gab es keine derartige Kontrolle; es gab keine Hersteller von LPs, die versucht haben, die Kontrolle über die Plattenspieler zu erlangen. Die gesamte Philosophie wird sich wandeln. In drakonischer Art und Weise, denn es werden die Eigentumsrechte geändert", so Caelli.

Daneben greift der Professor auch den massiven und erfolgreichen Lobbyismus der Industrie an. "Die Lobby-Arbeit der Inhalteanbieter ist unglaublich. Wie kommt es, dass die Industrie Gehör bei der Regierung findet und die IT-Sicherheit nicht? Im Moment sagt die Inhalte-Industrie, dass sie selbst nur wenig oder überhaupt nichts unternehmen will, um ihr Eigentum zu schützen. Sie wollen Schutz, aber sie wollen nicht dafür zahlen. Warum sollten sie es uns auferlegen, auf sie aufzupassen? Es ist Zeit, dass die Rechtsprechung der Industrie sagt, auf sich selber Acht zu geben. So läuft es (bei gedruckten Werken, Anm. d. Red.) seit Hunderten von Jahren - der Urheberrechtsinhaber muss sinnvolle Maßnahmen ergreifen, um seine Interessen zu schützen", sagte Caelli.

Als Schutzmaßnahme für digitale Inhalte schlägt der Professor vor, bereits bestehende Techniken einzusetzen, um die Verbreitung von Inhalten wie Musik oder Ähnlichem zu kontrollieren. So sei zum Beispiel der Einsatz von Wasserzeichen, die dem Käufer eindeutig zugeordnet sind, wesentlich sinnvoller, als es Unternehmen wie RIAA, Disney, MIPI oder Microsoft zu erlauben, den Rechner zu beeinflussen. "Aus technischer Sicht wäre es durchaus machbar für einen Musikanbieter, mir den Download eines aktuellen Albums so zu erlauben, dass die Daten des Kaufs mit den von mir gesetzten Parametern personalisiert sind. Wenn ich diese dann auf meinen Internet-Server kopiere, kann ich über dieses Wasserzeichen zurückverfolgt werden." (ala/PCWelt)