Netzsprinter

Neuerdings kann der Anwender Daten mit 1000 MBit/s durchs LAN jagen: Gigabit-Ethernet macht’s möglich. Die Technik findet offenbar auch bei den Herstellern Anklang, wie unsere Marktübersicht belegt.

Von: Bernd Reder

Zweifellos ist "1000Base-X" der Shooting-Star unter den Netzwerktechniken. Einige Befürworter sahen in Gigabit-Ethernet (GE) den "Killer" für ATM und in der Kombination mit Switching auf Layer 3 auch gleich noch den Totengräber für den Router. Die Reaktionen aus dem Lager der ATM- und Router-Hersteller fielen entsprechend heftig aus. Inzwischen hat sich der Pulverdampf ein wenig verzogen und die Diskussionen werden sachlicher.

Immer stärker kristallisiert sich eine Arbeitsteilung zwischen GE und ATM heraus. Im Weitverkehrsbereich und großen unternehmensweiten Netzen ist der Asynchrone Transfermodus weiterhin auf dem Vormarsch, wenn auch nicht so schnell, wie noch vor Jahren vorhergesagt. Für die Technik spricht, daß sie sich besser zur Übertragung von Daten über die SONET-Netze (Synchronous Optical Network) der Carrier eignet. Ein zweiter Pluspunkt sind die ausgefeilten Managementfunktionen, auf die speziell Firmen und Service-Provider angewiesen sind, die große Netze verwalten müssen.

Im LAN- und Campus-Backbone sowie zur Anbindung von "Power Workgroups" ist dagegen GE eine Alternative zu ATM. Die Gigabit Ethernet Alliance nennt beispielsweise in einem neuen Whitepaper fünf typische Szenarien für die Migration zu 1000Base-X:

Switch-zu-Switch-Verbindungen umstellen, um "Pipes" mit 1000 MBit/s zwischen 100/1000-Switches aufzubauen, GE-Verbindungen zwischen Switches und Servern etablieren, um den Anwendern einen schnelleren Zugang zu Applikationen und Daten auf den Servern zu bieten, ein Switched-Fast-Ethernet-Backbone auf GE umstellen, ein Shared-FDDI-Backbone-Netz aufrüsten, indem FDDI- beziehungsweise Ethernet-to-FDDI-Switches/Router durch GE-Systeme ersetzt werden, die Rechner von Arbeitsgruppen mit besonders hohem Datenaufkommen, etwa Konstruktionsabteilungen, mit GE-Adaptern ausstatten und direkt an entsprechende Switches oder Repeater anbinden.

Doch auch GE hat seine Tücken, vor allem in großen LANs. Diese Netze lassen sich wegen der Broadcasts nur schlecht skalieren. Bislang teilten Fachleute solche Strukturen mit Hilfe von Routern in kleinere Einheiten auf. In einem flachen GE-Netz ohne Routing würde allerdings das Problem mit Broadcasts auftreten. Erschwerend kommt hinzu, daß ein solches "flaches" GE-Netz den Spanning-Tree-Algorithmus (IEEE 802.1d) verwendet, um redundante Trunks zu verwalten. Müssen Daten auf einen Backup-Trunk umgelenkt werden, so benötigt Spanning Tree dazu mitunter bis zu 30 Sekunden. Bei Datenraten von mehreren 100 MBit/s würde dies dazu führen, daß der Switch Millionen von Datenpaketen zwischenpuffern müßte.