Semantische User-Modellierung

"MyUI" soll anpassungsfähige Bediensysteme erlauben

Europäische Forscher entwickeln im Rahmen des EU-Projekts "MyUI" (Mainstreaming Accessibility through Synergistic User Modelling and Adaptability) Technologien, die äußerst anpassungsfähige Bediensysteme ermöglichen.

"Die Idee dahinter ist, das Thema Barrierefreiheit Mainstream-tauglich zu machen", erklärt MyUI-Projektkoordinator Matthias Peissner vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Gespräch mit pressetext. Derzeit scheuen Unternehmen und Produktdesigner nämlich aufgrund des hohen Aufwands oft davor zurück, auch auf die Bedürfnisse beispielsweise älterer oder behinderter User näher einzugehen. Wenn nun die Benutzeroberflächen von IKT-Produkten sich selbst entsprechend individuell an Nutzer anpassen können, fällt eine große Hürde für echte E-Inklusion.

Für Nutzer wie beispielsweise Schlaganfallpatienten verspricht der Ansatz indes den Vorteil, dass sie Systeme nicht erst aufwendig entsprechend ihren Anforderungen konfigurieren müssen. Denn das MyUI-Team setzt auf eine semantische User-Modellierung. "Im Prinzip könnte dazu jedes persönliche Gerät Informationen sammeln, die zwischen Geräten ausgetauscht werden und so ein wirklich umfassendes Bild des Nutzers ergeben", sagt Peissner.

Dieses Bild, das die Systeme vom Nutzer gewinnen, erlaubt dann eine selbstständige Anpassung des User-Interfaces (UI) eines Computers oder anderen Elektronikgeräts. Denkbar wäre beispielsweise, dass ein interaktiver Fernseher lernt, dass ein Nutzer mit feinmotorischen Einschränkungen eine Gestensteuerung gegenüber der Fernbedienung bevorzugt. Die Benutzeroberfläche würde dann entsprechend optimiert und könnte natürlich auch gerade die Sendungen oder Dienste besonders leicht anwählbar machen, die der User zur jeweiligen Tageszeit bevorzugt.

Ein derartiges interaktives TV-Gerät ist ein konkretes Anwendungsbeispiel, an dem die Forscher im Rahmen des MyUI-Projekts arbeiten. "TV ist für ältere Menschen ein wichtiges Kommunikationsmittel", erklärt der Projektkoordinator. Außerdem dient das Gerät von Projektpartner Philips auch als die Plattform, auf der die beiden anderen Anwendungsbeispiele laufen werden.

Geplant ist ein interaktiver Physiotherapie-Service, der gleichzeitig auch den Wert des zum Projekt zählenden "Virtual User Lab" unterstreicht. Denn dieses kann einem Therapeuten helfen, die Wirksamkeit von Maßnahmen zu prüfen. Im Produktdesign wiederum hilft das virtuelle Nutzerlabor, spezielle Nutzerbedürfnisse aufzuzeigen. Das dritte Anwendungsbeispiel ist ein Kommunikationsservice, das einen engen sozialen Kontakt und Austausch mit Familie und Freunden über das Fernsehgerät ermöglicht und so gegen Isolation und Vereinsamung kämpft. (pte/mje)