Datev fördert junge Informatikerinnen

Mutige und kluge Frauen arbeiten in der Softwareentwicklung

Frauen können auch in der männergeprägten Softwareentwicklung viel bewegen, wenn sie ihre Mischung aus Sozial- und Fachkompetenz zur Geltung bringen, wie das Beispiel von Tina Probst und Katrin Schneider zeigt.

Der Einstieg ins Berufsleben ist bekanntlich eine nicht zu unterschätzende Herausforderung - vor allem für junge Frauen in der IT-Branche, die sich oft in einer männerdominierten Welt behaupten müssen. Tina Probst (27) und Katrin Schneider (25), beide beim IT-Dienstleister Datev in Nürnberg in verschiedenen Bereichen der Softwareentwicklung tätig, haben ihre Chance genutzt.

Tina Probst hat nach ihrem Informatikstudium in Magdeburg 2011 bei Datev als technische Softwareentwicklerin begonnen. Sie kam in ein neu gegründetes Team, das sich zunächst selbst organisieren musste. Dabei war es ihr und ihren Kollegen wichtig, möglichst flexibel zu arbeiten. Sie hörten sich um und blieben bei einer internen Fortbildung über Scrum hängen: "Die Methode sprach uns an, weil sie kurze Entwicklungszyklen vorsah und somit schnelle Reaktionsmöglichkeiten bot." Probst übernahm die Rolle des Scrum-Masters, koordinierte Termine, insbesondere die Retrospektiven, und entwickelte ihre Kenntnisse in Präsentation und Moderation weiter.

Tina Probst, Datev: "Mir war wichtig, möglichst flexibel zu arbeiten."
Tina Probst, Datev: "Mir war wichtig, möglichst flexibel zu arbeiten."
Foto: Datev

Auch andere Entwicklungsteams probierten zu dem Zeitpunkt Vorgehensweisen der agilen Softwareentwicklung aus. Das Interesse an den Erfahrungen war groß und reichte bis in die Geschäftsleitung, sogar der Entwicklungsvorstand Wolfgang Stegmann begleitete das Team phasenweise. Probst konnte dank der allgemeinen Aufmerksamkeit ihr persönliches Netzwerk ausbauen und bildete sich zum zertifizierten Scrum-Master fort. Mittlerweile hat sich Probst im Unternehmen mit dem Thema Scrum einen Namen gemacht und sich so eine gute Basis für die Zukunft geschaffen.

Mit Begeisterung für Mainframes

Katrin Schneider, Datev: "Ich war überrascht wie wichtig Großrechner nach wie vor im Unternehmen sind."
Katrin Schneider, Datev: "Ich war überrascht wie wichtig Großrechner nach wie vor im Unternehmen sind."
Foto: Datev

Einen anderen Weg schlug Katrin Schneider ein. Sie absolvierte 2005 bei der Datev eine Lehre zur Fachinformatikerin in der Fachrichtung Anwendungsentwicklung. Im Rahmen der Ausbildung besuchte sie eine zweijährige Weiterbildung für Mainframes. "Begeistert hat mich die Erkenntnis, wie wichtig Großrechner für wesentliche Prozesse in Unternehmen sind - und wie wenig man im Allgemeinen davon weiß", begründet sie ihre damalige Entscheidung für diesen Kurs. Der Mut, sich einem für sie völlig neuen Thema zu widmen, zahlt sich aus. Denn Nachwuchs wird dringend gesucht, weil viele erfahrene Kräfte kurz vor der Rente stehen. Schneider war es in dieser Situation wichtig, den Erfahrungsaustausch sowohl mit erfahrenen wie auch mit jungen Kollegen zu suchen. Dabei kam ihr zugute, dass sie nach der Ausbildung zunächst eine Stelle innehatte, in der sie als Schnittstelle zwischen vielen Entwicklungsabteilungen agierte. Dieses Netzwerk war ihr auch behilflich bei ihrem Wunsch, direkt in der Entwicklung zu arbeiten. Heute arbeitet sie in einem jungen Entwicklungsteam für Mainframe-Anwendungen. "Sehr viele von uns sind unter 35. Gerade haben wir einen Auftrag übernommen, wo wir quasi auf der grünen Wiese anfangen können", erklärt Schneider. Natürlich tauchen dabei auch viele fachliche Fragen auf. Da sind ihre Kontakte in andere Abteilungen für sie wie auch für das Team insgesamt sehr wertvoll.

Botschafterinnen für "ihre" Themen

Der fachliche Austausch untereinander ist angesichts der personellen Umbruchsituation im Mainframe-Umfeld wichtiger denn je. Denn es ist nicht nur so, dass erfahrene Kräfte in Rente gehen, weiß Schneider zu berichten: "Leider hat man das Thema Großrechner aus den Lehrplänen von Studium und Ausbildung weitgehend gestrichen. Berufseinsteiger wissen kaum etwas über Mainframes." Schneider hat daher mit anderen jungen Kollegen ein firmeninternes Netzwerk gegründet. Unter dem Namen Datev zTalents dient es als unternehmensinterne Plattform für junge Mainframe-Mitarbeiter aus der Entwicklung und Systembetreuung, die den fachlichen und kollegialen Austausch suchen. Darüber hinaus wollen die Mitglieder dieser Plattform auch bei der Ausbildung und Rekrutierung neuer Mitarbeiter aktiv werden sowie in der IBM-Anwendercommunity GSE Präsenz zeigen. Schneider ist seit Gründung des Netzwerks im Kernteam engagiert: "Wir halten uns über technische Neuerungen auf dem Laufenden und helfen uns gegenseitig bei fachlichen Themen. Besonders wertvoll ist dabei, dass wir bereichsübergreifend organisiert sind." Mittlerweile seien sie rund 50 Kolleginnen und Kollegen." Doch nicht nur untereinander suchen die Mitglieder den Austausch. Als Mentor konnten sie Lothar Lux, Mitglied der Geschäftsleitung, gewinnen. Schneider spricht zudem auch gezielt ältere, erfahrene Kollegen an, um sie für fachliche Vorträge zu gewinnen. "Der Wissenstransfer ist für uns aus der jüngeren Generation sehr wichtig, davon profitieren wir unheimlich."

Auch für Tina Probst war klar, dass sie ihr Engagement für Scrum über die eigenen Teamgrenzen hinaus tragen wollte: "Wir müssen uns in der Entwicklung ständig verändern - und agile Methoden wie Scrum sind dafür ganz wichtige Werkzeuge." Sie begann sich in der "Agilen Community" zu engagieren, einem internen Netzwerk in der Entwicklungsabteilung, das sich als Botschafter für agile Softwareentwicklung versteht. Probst engagiert sich im Retro-Team und moderiert Retrospektiven für andere Teams, und sie hat auch schon in einem anderen Projekt den Scrum-Master-Job übernommen. "Meist kommen die Teams auf uns zu und wollen ihre Prozesse hinterfragen. Dabei geht es ihnen gar nicht um irgendwelche Methoden. Oft sind sie überrascht festzustellen, dass sie schon vieles nach Scrum umsetzen."

Mit ihrem Engagement in den Netzwerken sind Probst und Schneider aber nicht nur auf fachlicher Ebene aktiv. "In der Personalabteilung betrachten wir Fachnetzwerke wie zTalents und die agile Community auch unter dem Blickwinkel des Talent-Managements", erläutert Stefan Scheller, der in der Personalabteilung für Arbeitgeber-Marketing zuständig ist. "Das Engagement ist ja nicht nur positiv für das Unternehmen, sondern eröffnet auch den Beteiligten Raum zum Gestalten, um auf sich aufmerksam und sich einen Namen zu machen." Alles Dinge, die in den ersten Berufsjahren dabei helfen, die Weichen für eine erfolgreiche Karriere zu stellen.