Musik-Verschlüsselung SDMI offenbar geknackt

Die Anzeichen mehren sich, dass das von der Musikindustrie favorisierte Verfahren SDMI zur Sicherung von digitalem Content geknackt worden ist. Nach einem Bericht des Onlinemagazins Salon.com melden sich nun auch Vertreter der SDMI-Arbeitsgruppe zu Wort.

Vor sechs Wochen hatte die "Secure Digital Music Initiative" (SDMI) zum Knacken ihrer Verfahren aufgerufen. Nach anfänglicher Ablehnung unter Hackern - die Ergebnisse sollten zum Stopfen von Sicherheits-Löchern verwendet werden - trafen dennoch 447 "gültige" Angriffe bei der SDMI ein. Der mit insgesamt 60.000 Dollar prämierte Wettbewerb endete am vergangenen Wochenende.

Bereits am Montag berichtete dann das Online-Magazin Salon.com unter Berufung auf Quellen im SDMI-Konsortium, alle Verfahren seien geknackt worden. SDMI-Direktor Leonardo Chiariglione dementierte umgehend: Die Auswertung habe erst begonnen, jetzt schon von einem vollständigen Hack zu sprechen, sei schlicht "Müll".

Bei der britischen News-Site The Register hat sich jedoch inzwischen ein Mitarbeiter einer der vier Firmen gemeldet, die für die SDMI digitale Wasserzeichen entwickeln. Der namentlich nicht genannte Informant meint: "Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde SDMI geknackt." Nach seinen Angaben wurden drei der vier Verfahren ausgehebelt, nicht jedoch das, das seine Firma entwickelte - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die SDMI zieht sich nach Angaben von The Register mittlerweile auf die Position der Audio-Qualität zurück. So seien an einige der Teilnehmer des Wettbewerbs E-Mails verschickt worden, in denen die Qualität des eingereichten Materials bemängelt wurde. Nach den Vorgaben der SDMI müssen die "geknackten" Sound-Dateien immer noch besser als MP3-Files mit 64 KBit pro Sekunde klingen. Die SDMI will das nun mit als "goldene Ohren" bezeichneten Test-Hörern überprüfen.

Der Streit um die Frage, ob ein Audio-Format geknackt ist oder nicht, ist indes nicht neu: Bereits im Januar demonstrierte ein Jugendlicher in der SAT.1-Sendung Akte 2000, dass sich der Schutz von Liquid Audio umgehen lässt. Dabei war jedoch ein analoger Zwischenschritt notwendig, der die Qualität verminderte.

Vielleicht ist das auch genau das Ziel der SDMI: Wenn schon Musik sich nie vor analogen Attacken schützen lässt, so kann man das Verfahren auf der digitalen Seite immer noch als sicher bezeichnen.

Wie die Sicherung von digitalen Inhalten funktioniert, zeigt der Report Versteckter Schutz vor Datenraub. (nie)