MS-Prozess: Red Hat beschuldigt Microsoft

Michael Tiemann, Chief Technology Officer (CTO) von Red Hat Linux, hat bei der Anhörung im Kartellprozess ausgesagt, Microsoft habe die Verbreitung von Linux als Desktop-Betriebssystem behindert. Tiemann stützt die Behauptung auf Gespräche, die er mit OEMs geführt habe.

Durch den Einfluss von Microsoft auf die PC-Hersteller habe Linux keinen angemessenen Anteil im Desktop-Markt erreichen können, sagte Tiemann, der bei der Anhörung als Zeuge der Bundesstaaten auftrat. Tiemann will diesen für Linux schädlichen Einfluss in diversen Meetings mit Herstellern wie Dell, Hewlett-Packard oder IBM gespürt haben.

Wann immer er GNOME, die grafische Linux-Oberfläche ins Gespräch brachte, so Tiemann, habe sich die Diskussion schlagartig verändert. "Es war, als sei ein Stinktier durch den Raum gegangen", beschrieb der Red-Hat-CTO seinen Eindruck. Red Hat Linux als Desktop-Betriebssystem sei für OEMs offensichtlich ein Tabuthema. Tiemann folgerte daraus, dass die OEMs sich vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen seitens Microsoft fürchteten. Diese Schlussfolgerung war Richterin Colleen Kollar-Kotelly zu viel; sie ließ die entsprechende Passage aus dem Protokoll streichen.

Während diverse namhafte Hersteller ihre Server mit Linux anbieten, hatte einzig Dell seit Juni 2000 auch Desktop-PCs mit Linux als Option im Angebot seiner US-Seiten. Im August vergangenen Jahres stoppte Dell den Verkauf. Die Nachfrage sei zu gering gewesen, hieß es damals, wir berichteten. (uba)