MS-Prozess: Prüfung des Windows-Codes

Im Kartellprozess gegen Microsoft hat Richterin Colleen Collar-Kotelly erneut Professor Lee A. Hollaar beauftragt, den Source Code von Windows zu durchforsten. Hollaar soll untersuchen, ob der Internet Explorer tatsächlich so tief im System verwurzelt ist, wie Microsoft Glauben machen will.

Dabei geht es nicht mehr nur um die früher relevante Frage, ob sich der Internet Explorer deinstallieren lässt. Vielmehr soll der Experte herausfinden, ob Microsoft ein Betriebssystem ohne gebündelte Applikationen wie Browser und Media Player ausliefern kann, ein Windows-Light also. Denn genau das schwebt den neun Staaten vor, die sich bislang einer außergerichtlichen Einigung verweigern, um sich doch noch zu einem Kompromiss entschließen zu können.

Microsoft hat sich gegen diesen Vorschlag mit den bekannten Argumenten gewehrt, Browser und Media Player seien tief greifende Bestandteile des Systems. Die Staaten haben daraufhin vor Gericht beantragt, den Quellcode prüfen zu dürfen, was Richterin Collar-Kotelly gewährte (wir berichteten). Den Antrag der Staaten, einen eignen Sachverständigen vorschlagen zu dürfen, lehnte Collar-Kotelly ab.

Nach Anordnung der Richterin wird Professor Hollaar von der Universität Utah die Aufgabe übernehmen. Er war bereits in früheren Verhandlungen als Experte tätig, zum Leidwesen von Microsoft. Der Software-Konzern hält Hollaar für parteiisch. Er habe eine Art Karriere gemacht, indem er als Sachverständiger gegen Microsoft aussage, lautete der bissige Kommentar aus Redmond. Unter der Leitung von Hollaar werden sich nun einige Experten den Code von Windows XP vornehmen. Interessanterweise soll auch der Code von Windows XP Embedded zum Vergleich herangezogen werden. Zumindest das abgespeckte Windows Embedded kommt wahlweise ohne Browser aus. (uba)