MS Passport bald für Visa-Kreditkarten?

Microsoft versucht, seinen umstrittenen Authentifizierungsdienst Passport als Identifikations-Service beim Bezahlen per Kreditkarte zu etablieren. Zu diesem Zweck hat der Konzern ein Abkommen mit Arcot Systems geschlossen. Arcot entwickelt Internet-Bezahlsysteme für Banken und Händler, die Visa- und Mastercard-Kreditkarten annehmen.

Arcot Systems hat auch die Autorisierungssysteme für Visa und Mastercard entworfen. Jetzt arbeitet der Sicherheits-Spezialist mit Microsoft zusammen. Die beiden Unternehmen wollen im Herbst einen Service für Online-Banking anbieten, bei dem die Nutzer ihre Visa- oder Mastercard-Kreditkarte durch ihren Passport-Benutzernamen und das entsprechende Passwort authentifizieren. Laut Brian Arbogast, Vize-Präsident bei Microsoft, können Banken dadurch ihre Nutzer identifizieren und sicherstellen, dass sie keine gestohlenen Kreditkarten nutzen.

Passport ist Teil von Microsofts .NET-Strategie und eine Art digitaler Internet-Ausweis. Das Konzept ermöglicht Online-Nutzern, sich mit einem einzigen Passwort auf verschiedenen Internet-Seiten anzumelden. Der Konzern speichert dazu sensible Benutzerdaten wie Kreditkartennummern und Passwörter auf einem zentralen Server. Laut Gartner hat der Service derzeit etwa 14 Millionen registrierte Nutzer.

Arcot Systems ist den Gartner-Marktforschern zufolge Marktführer bei Systemen, die Kreditkarten-Nutzer online authentifizieren. Da das Unternehmen jetzt mit Microsoft zusammenarbeitet, erfährt die umstrittene Passport-Technologie erstmals quasi "offizielle" Legitimation. Die Kreditkarten-Firmen wiederum erhalten dadurch auch Zugang zu der großen Kundenzahl des Software-Giganten - eine klassische Win-Win-Situation also.

Vor allem aber profitiert Microsoft. Der Konzern bietet Passport-Nutzern bereits seit längerem an, ihre Kreditkartennummern in dem Authentifizierungsdienst zu speichern. Doch nur 14 Prozent nutzten dieses Angebot, sagte die Gartner-Analystin Avivah Litan. Grund: Sicherheitsbedenken. Nach dem Deal mit Arcot Systems jedoch wird sich das ihrer Meinung nach ändern. "Die Nutzer werden Passport jetzt eher vertrauen, da es mit Kreditkarten verbunden ist und unter dem Schutzmantel von Visa und Mastercard steht", sagte Litan.

Ungemach droht MS Passport allerdings von der EU-Kommission, die den Authentifizierungsdienst wegen möglicher Datenschutzverstöße untersucht (wir berichteten). Es gebe Zweifel, dass die Passport-Nutzer ausreichend über die Verwendung ihrer persönlichen Daten aufgeklärt würden, hieß es. Bei Passport bestehe weiterer Beratungsbedarf, sagte ein Sprecher der EU-Datenschützer. Dabei handele es sich jedoch nicht um eine förmliche Untersuchung, sondern mehr um einen "Dialog" mit Microsoft. Pläne zur Prüfung des Authentifizierungsdienstes durch die EU waren bereits Ende Mai bekannt geworden.

Hintergrundinformationen zum Thema bietet der tecCHANNEL-Report Bezahlen im Internet. (jma)