MS öffnet APIs und lässt Entfernen des IE zu

Microsoft hat am Montagabend seinen Maßnahmenkatalog vorgelegt, dem sich das Unternehmen freiwillig unterwerfen will. 300 Programmierschnittstellen will man nun für alle dokumentieren und das Entfernen des Internet Explorer zulassen.

Wie bereits berichtet, kündigt Microsoft damit noch vor der Beilegung des Monopolverfahrens erste Schritte an. Noch immer ist unklar, ob das Unternehmen damit bei Richterin Colleen Kollar-Kotelly Eindruck machen will, oder ob es sich bereits um Teile eines zwischen den Parteien beschlossenen Kompromisses handelt.

Die Änderungen stecken im neuen Service Pack 3 für Windows 2000 und dem Service Pack 1 für Windows XP, das noch in diesem Monat erscheinen soll. Damit ist es dann laut Microsoft möglich "den Zugang zu bestimmten Windows-Komponenten ein- oder auzuschalten" - IE, MSN-Messenger, Outlook und MS-Java werden also nicht aus dem System entfernt. Dennoch sollen so PC-Hersteller zumindest an der Oberfläche, etwa durch Austausch eines Icons, Konkurrenzprodukte installieren dürfen.

Daneben will Microsoft bis Ende August rund 300 Programmierschnittstellen zu den fraglichen Komponenten offen legen, sodass Drittanbieter ihre Software ähnlich tief mit dem System verzahnen können wie Microsoft selbst. Für zwölf Pakete von Client-/Server-Protokollen werden allerdings Lizenzgebühren fällig, die Microsoft aber vergleichsweise niedrig halten will. Damit sollen unabhängige Software-Entwickler auch Anwendungen erstellen können, die beispielsweise direkt auf die Datei-Dienste von Windows zugreifen. 50 dafür nötige Basisprotokolle will Microsoft kostenlos dokumentieren.

Beobachter bezweifeln, dass es der Konzern mit seiner neuen Offenheit ernst meint - wie lange die jetzt dokumentierten APIs von Microsoft noch eingesetzt werden sollen, gab das Unternehmen nämlich nicht bekannt. Dan Kusnetzky, Vizepräsident des Marktforschungsunternehmens IDC meinte nach Microsofts Ankündigungen: "Verpflichtet sich Microsoft mit diesen APIs eine bestimmte Zeit lang zu leben oder ist das nur ein Zwischenschritt?" Das geht aus dem bisher einzigen Papier nicht hervor, das Microsoft vorgelegt hat. (nie)