MS muss Java nicht mit Windows ausliefern

Ein US-Berufungsgericht hat gestern entschieden, dass die von Sun Microsystems erstrittene einstweilige Verfügung gegen Microsoft, die den Redmonder Konzern verpflichtet hätte, Suns Original-Java mit Windows zu verteilen, unwirksam ist.

Die einstweilige Verfügung hatte Sun mit der Begründung beantragt, andernfalls entstehe dem Unternehmen "irreparabler Schaden". Bezirksrichter Frederick Motz hatte diesem Antrag im Dezember vergangenen Jahres stattgegeben. Nachdem Microsoft Berufung eingelegt hatte, wurde die Umsetzung allerdings ausgesetzt, berichtet die Computerwoche.

Der dreiköpfige Senat des Fourth Circuit Court of Appeals in Richmond, Virginia, befand allerdings gestern, es gebe nicht genügend Beweise, die eine einstweilige Verfügung rechtfertigten. Auch konnte das Gericht keine irreparablen Schäden für Sun ausmachen. Allerdings bestätigten die Richter erneut, dass Microsoft eine Lizenzvereinbarung mit Sun aus dem Jahre 2001 gebrochen und das Java-Copyright verletzt habe. Eine zweite Verfügung, die Microsoft verbietet, seine speziell für Windows getunte JVM zu verbreiten, gilt deswegen weiterhin. Der Fall wurde an das Gericht von Motz zurückverwiesen. Eine Entscheidung in dem Zivilprozess, in dem Sun eine Milliarde Dollar Schadenersatz fordert, erwarten Beobachter nicht vor 2005.

Ein Sprecher von Microsoft äußerte sich angesichts der aktuellen Entscheidung "zufrieden". Was den Copyright-Verstoß angehe, werde sich der Konzern fügen; die umstrittene hauseigene JVM sei bereits nicht mehr als Internet-Download erhältlich.

Auch Sun gab sich offiziell "hoch erfreut", weil das Urteil Microsofts Bruch der Lizenzvereinbarung und Copyright-Verstöße erneut bestätigt habe. Lee Patch, Vice President of Legal Affairs, erklärte allerdings, er sei "enttäuscht" über die entstandene Verzögerung des Verfahrens und kündigte an, Sun freue sich nun auf einen schnellen Prozess.

Sun hält Java weiterhin sowohl für Unternehmens- wie Privatnutzer für wichtig. Auf der letzten Entwicklerkonferenz Java One hatte das Unternehmen Partnerschaften mit HP und Dell angekündigt, die beide künftig das Java Runtime Environment (JRE) mit ihren PCs ausliefern werden. Weitere solche Partnerschaften werden bereits verhandelt.

Seit kurzem stellt Sun die neue Version 1.4.2 der Java 2 Standard Edition (J2SE) zum Download bereit. Diese bietet zahlreiche Verbesserungen und soll speziell unter Windows und Linux deutlich schneller arbeiten als bisher. (Computerwoche/uba)