MP3: Fraunhofer-Forscher für den Zukunftspreis nominiert

Der mit 500.000 Mark dotierte Zukunftspreis des Bundespräsidenten wird für Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik vergeben. Drei Fraunhofer-Forscher sind für den Preis nominiert. Ihre Entwicklung: Das Audiocodierungsverfahren MP3. Insgesamt hat die aus neun Mitgliedern bestehende Jury vier Projekte gewählt.

Das MP3-Codierungsverfahren hat ein Forscherteam am Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, Bereich Angewandte Elektronik, entwickelt. Für diese herausragende Forschungsleistung wurden stellvertretend Dr. Karlheinz Brandenburg, Bernhard Grill und Harald Popp für den "Deutschen Zukunftspreis" nominiert.

Heute ist MP3 einer der am häufigsten gesuchten Begriffe im Internet und sogar seriöse Wirtschaftszeitungen loben das Audio-Kodierungsverfahren als "the hottest thing in cyberspace". Doch bis es so weit war, mussten die Forscher in Zusammenarbeit mit der Universität in Erlangen umfangreiche Grundlagenforschung leisten und sich gegen zahlreiche Widerstände durchsetzen. Bereits vor mehr als 20 Jahren hatte Professor Dieter Seitzer, ehemaliger Leiter des IIS und Doktorvater von Brandenburg, die Idee, Musik über das Telefonnetz zu übertragen. Allerdings weigerte sich das Patentamt diese visionäre Idee zu patentieren. Die Begründung: Das sei technisch nicht machbar. Dass es doch funktionierte, zeigte Brandenburg in seiner Dissertation. Bereits 1987 kodierten die Erlanger Forscher Stereosignale in Echtzeit. Schon damals haben die Wissenschaftler an die Anwendung gedacht: Sie arbeiteten am Digital Audio Broadcasting (DAB) mit und entwickelten Datenkompressionen für den digitalen Rundfunk. Seither haben die Forscher gemeinsam mit Firmen die Audiokodierung ständig verbessert und ein auch im internationalen Vergleich leistungsfähiges Verfahren erarbeitet. Diese Technik wurde 1992 von der Moving-Picture Expert Group - einem Komitee der Internationalen Standardorganisation ISO - als MPEG Layer-3 standardisiert.

Um die neue Technik zu vermarkten, stellten Erlanger Forscher Mitte der neunziger Jahre eine Demoversion ihrer Entwicklung ins Internet. Schnell entdeckten amerikanische Studenten die vielfältigen Möglichkeiten von MP3. Sie nutzen das Verfahren, um Musik - auch illegal - via Internet auszutauschen.

Mittlerweile sollen mehr als 150 Millionen PC-Anwender einen Software-Player installiert haben. 1999 wurden bereits über eine Million Abspielgeräte verkauft und in diesem Jahr sollen es nach Schätzungen von Experten schon über zehn Millionen sein. Auch im digitalen Rundfunk wird die Technik nun eingesetzt. Das amerikanische Unternehmen WorldSpace nutzt das Verfahren, um Afrika, Asien und Südamerika mit digitalem Rundfunk via Satellit zu versorgen.

Daneben haben die IIS-Wissenschaftler schon die nächste Generation der Audiokodierung entwickelt: das Advanced Audio Coding AAC. Damit können Musikdaten sogar um den Faktor 16 verkleinert werden.

In Amerika sind die Pioniere der Audiokodierung bereits bekannt und gefeiert. So wählte das USA-Nachrichten-Magazin von IDG "The Industry Standard" den jetzigen IIS-Leiter Heinz Gerhäuser und Dieter Seitzer in den Kreis der Persönlichkeiten, die das Internet in den vergangenen Jahren nachhaltig beeinflusst haben. Nun werden die MP3-Entwickler auch in Deutschland populärer - wie die Nominierung für den Preis des Bundespräsidenten zeigt.

Johannes Rau überreicht den "Deutschen Zukunftspreis - Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation" am 19. Oktober auf der EXPO in Hannover. Das ZDF strahlt dazu am 20. Oktober, um 22.20 Uhr eine Sondersendung aus.

Weitere Informationen zum Thema MP3 finden Sie in den tecChannel-Beiträgen MP3-Grundlagen: Aufbau und Funktion und MP3-Grundlagen: Psychoakustik. (fkh)