MobilCom stoppt Investitionen in Netzaufbau

MobilCom kommt nicht zur Ruhe. Der neue Chef der Telefongesellschaft, Thorsten Grenz, hat nach Angaben aus Unternehmenskreisen die Investitionen in den Aufbau eigener Mobilfunknetze gestoppt. Das berichtet die "Financial Times Deutschland"

"Der Investitionsstopp droht unser künftiges Geschäft zu gefährden", sagte ein leitender Mitarbeiter gegenüber der FTD. Dadurch stehe der ursprünglich für den vergangenen Februar geplante, jedoch verschobene Start des Mobilfunkstandards GPRS in Frage. Darüber hinaus werde MobilCom den Aufbau des multimediafähigen UMTS-Netzes einfrieren, hieß es.

Ein MobilCom-Sprecher wollte gegenüber tecCHANNEL zu der Frage des Investitionsstopps keine Stellung nehmen. Er betonte aber, dass MobilCom das UMTS-Netz "auf jeden Fall" aufbauen werde. Genauere Angaben machte der Sprecher allerdings nicht.

MobilCom-Gründer und Ex-Chef Gerhard Schmid, der nach einem erbitterten Streit mit dem Großaktionär France Telecom gefeuert wurde (siehe tecHistory), wollte das Unternehmen vom Service-Provider ohne eigene Infrastruktur zum Netzbetreiber umbauen. MobilCom verdient sein Geld vorrangig mit dem Verkauf von Handys und Provisionen, die andere Netzbetreiber wie T-Mobil oder D2 Vodafone für die Vermittlung von Kunden bezahlen.

Der Streit zwischen Gerhard Schmid und France Telecom hatte sich an der Finanzierung des UMTS-Netzes entzündet. Der MobilCom-Gründer warf den Franzosen vor, zu wenig in den Aufbau des UMTS-Netzes zu investieren. Insgesamt wären dafür etwa 11 Milliarden Euro fällig. France Telecom jedoch will angesichts hoher Schulden und schwieriger Marktbedingungen kein eigenständiges UMTS-Netz in Deutschland aufbauen. Die deutsche Tochter MobilCom solle bei UMTS eine Allianz mit einem der drei anderen kleinen Lizenznehmer eingehen, sagte France-Telecom-Chef Michel Bon im März (wir berichteten). Die Lizenzbedingungen der RegTP jedoch verhindern derzeit eine solche Kooperation.

Nach der Entlassung Schmids ist eine Insolvenz MobilComs vorerst verhindert, da France Telecom das Tagesgeschäft weiter finanziert. Damit ist auch die Verlängerung eines Kredits über 4,7 Milliarden Euro geklärt, der Ende Juli ausläuft. Die Gläubigerbanken von MobilCom haben sich grundsätzlich mit France Telecom geeinigt, auf zehn Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Zudem verlangt France Telecom auch von den Lieferanten Nokia und Ericsson, dass sie auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Die beiden Hersteller haben MobilCom Lieferantenkredite in Milliardenhöhe gewährt.

Laut FTD halten die Ausrüster allerdings alte Bestellungen zurück. Neue Bestellungen oder solche für Ersatzteile nehmen Nokia und Ericsson "nur noch an, wenn sie sofort Cash bekommen", zitiert die Zeitung einen Mitarbeiter. Zudem reichten die Zuschüsse von France Telecom demnach nur aus, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Notwendige Technikbestellungen wurden gestoppt. "Für den GPRS-Start fehlen uns wichtige Teile", sagte ein Mitarbeiter der FTD. Daher ist noch nicht geklärt, ob MobilCom überhaupt mit GPRS an den Start gehen wird, ganz zu schweigen von UMTS. (jma)