MobilCom: Kreditverhandlungen, Entlassungen

Großaktionär France Telecom und Gläubigerbanken ringen um eine Lösung für das Schuldenproblem des Mobilfunkanbieters MobilCom. Das verlautete aus Finanzkreisen in Paris. Nach dem geforderten Abgang von MobilCom-Chef Gerhard Schmid wollen die Franzosen Berichten zufolge etwa 1500 Mitarbeiter entlassen.

Die France Telecom macht eine Übernahme MobilComs vom Rücktritt oder der Entlassung Gerhard Schmids abhängig (Siehe tecHistory). Finanzchef Jean-Louis Vincinguerra sagte, man sei mit "der Geduld am Ende". Um den Druck auf den Aufsichtsrat zu verstärken, hatten die Franzosen am Dienstag die Zusammenarbeit mit MobilCom für den Aufbau des künftigen UMTS-Mobilfunknetzes einseitig gekündigt.

"Wir haben keine Zahlungsverpflichtungen mehr", sagte France-Telecom-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra in Paris. Dadurch aber ist MobilCom weiterhin von der Insolvenz bedroht. Grund: Ende Juli sind Großkredite über 4,7 Millionen Euro fällig, die das Unternehmen nur ablösen kann, wenn Großaktionär France Telecom dafür einsteht.

Der MobilCom-Aufsichtsrat kommt voraussichtlich in der kommenden Woche zu einer Krisensitzung zusammen, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens. Die meisten Bankanalysten und Medien rechnen damit, dass es dann zum Abgang des Vorstandschefs kommt und France Telecom das Heft alleine in die Hand nimmt. Ansonsten drohe MobilCom die Insolvenz, hieß es am Donnerstag aus Paris. Als wahrscheinlichster Kandidat für die Nachfolge Schmids, der gemeinsam mit seiner Ehefrau knapp die Hälfte der MobilCom-Aktien besitzt, gilt Finanzchef Thorsten Grenz.

Unterdessen wird in Branchenkreisen fleißig darüber spekuliert, wie die France Telecom nach dem Abgang Schmids mit MobilCom weiter verfährt. Wegen seiner hohen Schulden rechnet man damit, dass die Franzosen den Ausbau des UMTS-Netzes nicht vorantreiben und MobilCom auf das Kerngeschäft als Mobilfunkanbieter konzentrieren. Möglich sei auch eine Fusion mit der eigenen Mobilfunktochter Orange, hieß es. In diesem Fall plane die France Telecom, etwa 1500 der 5500 MobilCom-Angestellten zu entlassen.

Sollten die Franzosen jedoch wider Erwarten bei MobilCom aussteigen, scheint bereits ein anderer Investor bereitzustehen. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" erwägt der in Hongkong ansässige Investor Hutchison Whampoa einen Einstieg bei MobilCom. Der Konzern hatte sich bereits im August 2000 an der Seite von E-Plus um einen Zuschlag bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen bemüht, machte dann aber auf Grund der hohen Kosten einen Rückzieher. (jma)