Techconsult Business Performance Index Fertigung

Mittelständler bewerten ihre Prozesse schlechter

Mittelständische Fertigungsunternehmen sind mit ihren Prozessen weniger zufrieden als noch im Vorjahr. Das belegt der aktuelle Business Performance Index (BPI) des Kasseler Analystenhauses Techconsult. In Sachen IT nutzen die Mittelständler zunehmend Software as a Service (SaaS) und mobile Geräte wie Tablets.

Zum ersten Mal in den drei Jahren seiner Existenz liegt der Business Performance Index (BPI) Fertigung Mittelstand D/A/CH unter den Vorjahreswerten. „Ein Minus von 2,8 Prozent auf 69,6/100 Punkte ist zwar deutlich sichtbar, aber kein Absturz“, urteilt Peter Burghardt, Managing Director von Techconsult. Er vermutet, dass „Unternehmen im letzten Jahr bei vollen Auftragsbüchern an ihre Grenzen gestoßen sind und ihre bisher hohe Selbsteinschätzung der Prozess-Performance nach unten korrigiert haben“. Die dabei entstehenden Probleme in den Prozessen könnten schlimmstenfalls zu einer ungünstigeren Gewinnentwicklung führen.“

Mehr Sorge löst bei den BPI-Verantwortlichen aus, dass die durchschnittliche BPI-Punktzahl von 69,6/100 unter dem Schwellenwert von 70,8 Punkten liegt, ab dem die Unternehmen in der Regel eine positive Gewinnentwicklung verzeichnen. Henrik Groß, BPI-Projektleiter bei Techconsult, kommentiert das Unterschreiten des Schwellenwerts vorsichtig: „Die Daten deuten an, dass die mittelständischen Fertiger 2013 im Durchschnitt eine rückläufige Gewinnentwicklung verzeichnen.“ Ein weiteres Ergebnis der Erhebung ist, dass die Top Ten Unternehmen der Fertigungsindustrie bei fast allen wichtigen Bewertungskriterien (Key Performance Indikatoren) zulegen. Die Kluft zwischen Spitzenreitern und dem Durchschnitt wird damit größer.

In der Studie Business Performance Index Fertigung Mittelstand ermittelt Techconsult vier Indizes in mittelständischen Fertigungsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz: Prozess-Performance (BPI), IT-Unterstützung, Reifegrad innovativer Lösungen sowie Unternehmenserfolg. Der BPI drückt aus, wie zufrieden die Studienteilnehmer mit der Realisierung relevanter Prozesse in ihren Unternehmen sind. Der IT-Unterstützungsgrad beziffert, wie gut die Befragten die IT-Unterstützung einzelner Prozesse bewerten. Mit dem Reifegrad innovativer IT-Lösungen untersuchen die Analysten, wie stark innovative IT-Lösungen in den Unternehmen eingesetzt werden und wie zufrieden die Befragten mit ihnen sind. Last, but not least wird mit dem Unternehmenserfolg bewertet, inwieweit die einzelnen Prozesse zum Unternehmenserfolg beitragen. Pro Index können höchstens 100 Punkte erreicht werden. An der Untersuchung, die auf Selbsteinschätzungen von Geschäftsführern aus Unternehmen der diskreten Fertigung sowie aus Firmen der Prozessfertigung beruht, beteiligten sich insgesamt 900 Unternehmen. 390 komplett ausgefüllte Fragebögen flossen in die Auswertung ein.

Auswirkungen der EU-Verordnung REACH sind spürbar

Insgesamt analysiert der Business Performance Index 9 wichtige Prozesse: Finanzen/Controlling, Verkauf/Marketing, Materialwirtschaft/Einkauf, Produktentwicklung, Produktion, Service, Qualitätsmanagement, Personalwesen, IT-Organisation. Dabei fiel die Prozess-Performance bei Prozess- und Serienfertigern mit rund 8 beziehungsweise rund 9 Punkten am stärksten ab. Branchenexperten führen das unter anderem auf die EU-Chemikalienverordnung „REACH“ zurück. Danach dürfen nur noch chemische Stoffe in Verkehr gebracht werden, die vorher registriert worden sind. Weil die meisten Übergangsregelungen im Juni 2013 auslaufen, hat sich das wahrscheinlich besonders bei den Prozessfertigern negativ auf den Prozess der Produktentwicklung ausgewirkt, weil sie die neuen weitreichenden gesetzlichen Bestimmungen in diesem Prozess berücksichtigen müssen.

Betrachtet man die Unternehmensgrößen, fällt auf, dass die mittelgroßen Unternehmen im Jahresvergleich am meisten BPI-Punkte verlieren. So büßten Unternehmen der Prozessfertigung zwischen 100 und 499 Mitarbeitern rund 10 Indexpunkte ein, während die großen Mittelständler bis zu 1999 Beschäftigten rund 5 Punkte zulegen konnten. „Wir gehen davon aus, dass bei den mittelgroßen Unternehmen der Unterschied zwischen Selbsteinschätzung und objektiver Qualität am stärksten war. Das hat die gute Auftragslage im letzten Jahr deutlich hervortreten lassen. Deshalb war hier die Korrektur auch am stärksten“, erklärt Burghardt.