Top100 - Storage

Mittelklasse-Speicher holen auf

Erstmals seit Jahren muss die Speicherbranche einen Rückgang bei den Umsätzen mit externen Platten-Arrays hinnehmen, sieht man einmal von 2009 ab, dem Jahr, in dem sich die Finanzkrise besonders heftig niederschlug.

Andererseits wird kräftig investiert in neue Technik wie Flash oder Software-Defined Storage. Der Markt ist in Bewegung geraten.

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Wie lässt sich erklären, dass das Geschäft mit externen Speichern rückläufig ist, obwohl die Datenmengen weiter rasant steigen? Eric Sheppard, Research Director Storage beim Marktforschungsinstitut IDC, schreibt den Rückgang vor allem der sinkenden Nachfrage nach Highend-Speichern zu. Im ersten Quartal 2014 büßten die Anbieter solcher Arrays 25 Prozent des Umsatzes ein.

Das bedeutet aber nicht, dass Anwender ihre Datenhaltung komplett in die Cloud verlagert hätten. Es liege vielmehr an den Herstellern selbst, meint Storage-Analyst Josh Krischer: "Bei Highend-Speichern gibt es kaum noch signifikante technische Innovationen." Dafür haben die Mittelklasse-Speicher mächtig aufgeholt, was Kapazitäten und Funktionen angeht: "Für viele Anwender reichen heutige Midrange-Systeme aus. Sie bieten viele der Highend-Funktionen, sind aber deutlich günstiger in der Anschaffung."

Nicht gerade förderlich für den Hardwareabsatz dürfte zudem sein, dass die Datenhaltung derzeit überall optimiert wird. Aufgeschreckt durch die zu erwartenden Datenmengen, haben Anwender verzweifelt nach Optimierungs- und Reduzierungsmöglichkeiten gesucht - und sie sind fündig geworden: Techniken wie Datenkompression, Deduplizierung oder Thin Provisioning reduzieren das Speichervolumen erheblich. Und wenn weniger Daten anfallen, die gespeichert werden müssen, sinkt der Bedarf an Top-Equipment.

Die Analysten der Experton Group haben die Sparpotenziale bei Speichern mit Zahlen belegt: Das Datenwachstum liegt noch immer zwischen 18 und 25 Prozent jährlich, bei stagnierenden IT-Budgets. Datenkopien sorgen für den größten Zuwachs, egal ob es um strukturierte oder unstrukturierte Daten geht. Mit diversen Datenkompressionsverfahren lässt sich die Originalgröße einer Datei um bis zu 80 Prozent verkleinern.

Hinzu kommt der Trend zum Automated Tiering Storage: Je nach Nutzungsgrad lassen sich Daten auf dem jeweils passenden Speichermedium ablegen - von der Solid State Disk (SSD) über die Festplatte bis hin zum Bandlaufwerk. Tiering-Stufen sorgen für sinkende Kosten, denn die Faustregel besagt, dass die Preise für Tier-1-Speicher doppelt so hoch sind wie für Tier-2-Storage, und diese wiederum sind doppelt so teuer wie Tier-3-Speicher.

IDC-Forscher Sheppard macht neben technischen auch wirtschaftliche Gründe für den Rückgang bei externen Arrays geltend: "Die wirtschaftliche Unsicherheit und der generelle Trend, Systeme länger zu nutzen als bisher, lassen die Nachfrage sinken. Dazu besteht die Möglichkeit, einen erweiterten Kapazitätsbedarf schnell und exakt dosiert über Public-Cloud-Dienste zu decken." Die großen Speicherlieferanten haben diese Marktlücke entdeckt und bieten bereits entsprechende Services an.

Allerdings heben Mahner beim Stichwort Cloud-Storage den Zeigefinger. Auch Josh Krischer hat gute Argumente gegen das Speichern in der Wolke: "Die NSA-Affäre hat natürlich geschadet, da sich gezeigt hat, dass alle US-Firmen letztendlich porös sind." Auch der plötzliche Konkurs von Nirvanix im vergangenen Jahr sei ein gutes Beispiel dafür, in welche Notlage Cloud-Speicher Unternehmen bringen könne. Das Unternehmen, das seinen Kunden im Gegensatz zu manch anderer Cloud-Company eine robuste Infrastruktur bereitgestellt hatte, konnte den Kunden nur zwei Wochen Zeit gewähren, um ihre Daten zurückzuholen. Das hatte abschreckende Wirkung. Auch vor Hybrid-Cloud-Services warnt Krischer: "Wenn jemand das nur macht, um Geld zu sparen, dann rate ich ab." Ähnlich wie beim Outsourcing seien die Dienste nur anfangs lukrativ, "nach einiger Zeit ist eine Inhouse-Lösung billiger".