Microsofts X-Box: Spielkonsole mit DVD

Nach zahlreichen Gerüchten und Dementis hat Microsoft am Freitag auf Veranstaltungen in London und San Jose die Spielkonsole X-Box vorgestellt. Seine endgültige Form hat das Gerät noch nicht, bisherige PC-Spiele laufen nicht darauf. Die Markteinführung ist für Herbst 2001 geplant.

Was Microsoft hier präsentiert hat, sieht nach den bisher vorliegenden Informationen nach einem Referenzdesign aus, nicht nach einem marktreifen Produkt. Weder einen Preis noch ein endgültiges Gehäuse konnte der Software-Riese vorstellen. Stattdessen versucht Microsoft mit einer Pressemitteilung auf seiner Webseite die bereits ausgelieferte Playstation 2 in den technischen Daten zu schlagen.

So soll die X-Box einen 600-MHz-Prozessor, 64 MByte RAM, ein 4x-DVD-Laufwerk und eine 8-GByte-Festplatte besitzen. Der Grafikchip wird zusammen mit NVIDIA neu entwickelt und soll sagenhafte 300 Millionen Polygone pro Sekunde rendern können. Ein Modem ist nicht eingebaut, über eine Ethernet-Schnittstelle mit 100 MBit/s sollen stattdessen Breitbandgeräte (Kabelmodems, DSL) Anschluss an die X-Box finden. Dass Microsoft der Playstation 2 in der Vergleichstabelle nur ein 2x-DVD-Laufwerk zugesteht, ist ein Fehler: Das Konkurrenzprodukt arbeitet auch mit einem 4x-Gerät.

Der Prozessor der X-Box wurde in Microsofts Presse-Unterlagen schnell von "x86 compatible" auf "Intel" umbenannt. Nachdem von Intel am Freitag morgen zu hören war, es handle sich um "Pentium-III-Technologie", ist das Feld für Spekulationen wieder offen. Zusammen mit den von Microsoft versprochenen Speicherbandbreiten von 6,4 GByte pro Sekunde kommen nur zwei DDR- oder vier Rambus-Kanäle als Speichersystem für die X-Box in Frage.

Intels erster All-in-One-Chip namens "Timna" soll ein Rambus-Interface besitzen, und mit 600 MHz laufen, wie tecChannel bereits berichtete. Gegen Timna spricht aber die Zusammenarbeit mit NVIDIA, da Timna ein eigenes Grafik-Interface auf dem Chip besitzen soll. Für Speicher mit 6,4 GByte/s wären außerdem vier Rambus-Kanäle mit PC-800-Speicher nötig - bisher gibt es von Intel noch nicht einmal einen derartigen Workstation-Chipsatz.

Genaue Angaben zum Betriebssystem der Konsole machte Microsoft noch nicht. Auf Anfrage von tecChannel erklärte das Unternehmen aber, dass Spiele für die X-Box nicht auf herkömmlichen PCs laufen und umgekehrt.

Nach Informationen des britischen Newsdienstes The Register wollte Microsoft bereits im vergangenen Herbst PC-Hersteller von der Idee der X-Box begeistern. Als diese sich nicht dafür interessierten, habe Microsoft das Konzept schließlich selbst fertiggestellt. Herausgekommen ist nun die Ankündigung eines Gerätes, das in anderthalb Jahren auf den Markt kommen soll. Bis dahin ist die Playstation 2 in Deutschland bereits ein Jahr lang zu kaufen, und Nintendos neue Konsole (Projektname "Dolphin") mindestens sechs Monate. Doch Microsofts Vorhaben ist verständlich: Weltweit werden derzeit über 40 Milliarden Mark mit Konsolen und Spielen umgesetzt. (nie)