CeBIT 2014

Microsoft wirbt um "New Deal" für die digitale Welt

Microsofts Deutschland-Chef Christian Illek appelliert an Hersteller, Kunden und Politik, das durch die NSA-Schnüffelei verlorene Vertrauen wieder herzustellen.

Auf der CeBIT-Pressekonferenz sprach sich der Microsoft-Manager für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik und Nutzer aus. Die Hersteller seien gefordert, ihre Hardware- und Softwareprodukte so sicher zu entwerfen, dass die Daten und Privatsphäre der Kunden vor Angriffen Dritter und unberechtigten Zugriffen geschützt sind. Microsoft selber werde daher die Verschlüsselung in den eigenen Produkten und im Datenaustausch zwischen den eigenen Cloud-Plattformen und Nutzern verstärken.

ITK-Branche, Anwender und Politik sind die Hauptakteure der digitalen Welt. Sie stehen in der Verantwortung, für einen verantwortungsvollen Umgang mit den enormen Datenmengen zu sorgen, die in den kommenden Jahren entstehen.
ITK-Branche, Anwender und Politik sind die Hauptakteure der digitalen Welt. Sie stehen in der Verantwortung, für einen verantwortungsvollen Umgang mit den enormen Datenmengen zu sorgen, die in den kommenden Jahren entstehen.
Foto: Microsoft

Aufgabe der Nutzer sei der Virenschutz ihrer Geräte und das Verwenden sicherer Passwörter. Die Politik hingegen müsse sich für Datensicherheit zum Schutz ihrer Bürger und Unternehmen nachdrücklich einzusetzen - auch dort, wo Konflikte auf internationaler Ebene bestünden. Hier sieht der Microsoft-Manager den dringendsten Handlungsbedarf. "Wir brauchen endlich eine europäische Datenschutzverordnung", forderte Illek. Zudem seien einheitliche Rahmenbedingungen darüber erforderlich, unter welchen Voraussetzungen staatliche Stellen auf Informationen zugreifen dürfen.

Weltweit verlässliche Rahmenbedingungen

"Wir brauchen einen ‚New Deal‘ im Dreiklang von Industrie, Politik und Nutzern, um schnellstmöglich aus der Phase der ‚gefühlten digitalen Depression‘ herauszufinden", betonte Illek. Der Begriff New Deal geht auf ein US-Reformprogramm aus den 1930iger Jahren zurück, um die Weltwirtschaftskrise zu überwinden. Während das damalige Programm massive staatliche Interventionen vorsah, mahnt Illek nun international gültige und verlässliche Rahmenbedingungen für die IT-Industrie an. Das sei wichtig, weil der Erfolg deutscher Schlüsselbranchen wie der Maschinen- und Automobilbau zunehmend auf IT-getriebene Innovationen wie etwa "Industrie 4.0" fuße.

Microsoft ist seit den Snowden-Veröffentlichungen unter Druck geraten, weil der Konzern dem US-Dienst NSA Kundendaten weitergereicht hat. Zusammen mit anderen betroffenen Konzernen hatte Microsoft vor Gericht das Recht erstritten, die Zahl der Accounts zu veröffentlichen, die man herausgerückt hat. Demnach waren allein im ersten Halbjahr 2013 bis zu 16.000 Microsoft-Kunden betroffen. "Im B2B-Bereich gab es 19 Anfragen", sagte Illek nun auf der CeBIT. In fünf Fällen habe man den Forderungen entsprochen. "Alle fünf waren US-Firmen, es war kein europäisches Unternehmen betroffen."

Kein deutsches Microsoft-Data-Center

Zudem betonte der Manager, dass man immer sämtliche juristischen Mittel ausschöpfe, um die Daten der Kunden zu schützen. Einer Frage nach einem Data Center von Microsoft in Deutschland wich Illek aus. Wichtiger sei es, den global agierenden Kunden eine weltweit verfügbare Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die hohen Sicherheitsanforderungen genüge, sagte er. Anbieter wie IBM und Salesforce bauen Cloud-Zentren in Deutschland auf, um Vertrauen zurück zu gewinnen. Im Inland gespeicherte Daten unterliegen dem hiesigen Datenschutzrecht, das besonders höhe Hürden für den Zugriff vorsieht. (mje)