Microsoft will erneut vor das Berufungsgericht

Microsoft will erneut vor dem Berufungsgericht gehört werden, um "Fehlinterpretationen" über die Verquickung von Internet Explorer und Windows auszuräumen. Dem Antrag der US-Regierung, das Verfahren zu beschleunigen, erteilt Microsoft damit eine Absage.

Sowohl das Berufungsgericht als auch die erste Instanz hat es als erwiesen angesehen, dass Microsoft den Internet Explorer in unzulässiger Weise mit dem Betriebssystem Windows verknüpft hat. Microsoft wendet sich mit dem Antrag auf erneute Anhörung nicht gegen diese Feststellung als solche, sondern gegen eine daraus möglicherweise resultierende technische Fehlinterpretation. Es könne durch die Feststellungen der Gerichte der Eindruck entstehen, dass OEMs in den Windows-Sourcecode eingreifen dürfen, kritisiert Microsoft.

Im Detail geht es um die Frage, ob Microsoft Code von Internet Explorer und Windows vermischt hat, um damit eine untrennbare Verbindung der beiden Programme vorzugaukeln. Die Gerichte sehen das als erwiesen an. Microsoft glaubt, dass das Thema erledigt sei, wenn Benutzer und OEMs eine Möglichkeit vorfinden, den Internet Explorer zu löschen. Durch die Aufnahme des Internet Explorer in das Systemprogramm "Software Hinzufügen/Entfernen" sei das Thema im Sinne des Verbrauchers erledigt. Microsoft hat dafür eine entsprechende Lockerung der Lizenzbedingungen angekündigt.

Die Feststellungen der Gerichte zur technischen Seite der Vermischung des Codes, könnte fälschlicherweise der Eindruck entstehen, OEMs dürften Windows-Code verändern, der etwas mit Browser-Funktionen zu tun hat. Dem sei aber nicht so, schließlich seien in Windows integrierte Funktionen und dazugehöriger Code - wie etwa das Windows-Update - für den Benutzer von Vorteil.

Den Plan des Justizministeriums, dass der Fall so schnell wie möglich an die untere Instanz gehen soll, hat Microsoft durchkreuzt. Das Justizministerium hatte vorgeschlagen, zur Beschleunigung des Verfahrens auf alle Einspruchsfristen zu verzichten, wir berichteten.

Analysten hatten eine Verzögerungstaktik von Microsoft vorhergesagt, weil der Softwarehersteller den Launch des neuen Betriebssystems Windows XP am 25. Oktober keinesfalls gefährden wolle. Ob der Microsoft-Antrag allein mit dem bloßen Zeitgewinn zusammenhängt, ist fraglich. Schließlich geht es um das Allerheiligste von Microsoft, den Sourcecode von Windows. (uba)